NEW YORK (Dow Jones)--Mit kräftigen Kursverlusten haben die US-Börsen am Freitag auf falkenhafte Äußerungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell reagiert. In seiner mit Spannung erwarteten Rede auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole machte Powell klar, dass die Bekämpfung der hohen Inflation für die Federal Reserve absolute Priorität hat, selbst um den Preis einer Rezession. Der Fed-Chef warnte, dass dies den Arbeitsmarkt schwächen und für private Haushalte ebenso wie für Unternehmen schmerzhaft werden dürfte.

Daraufhin verlor der Dow-Jones-Index 3,0 Prozent. Der S&P-500 fiel um 3,4 Prozent. Der Nasdaq-Composite sackte um 3,9 Prozent ab. Dabei verzeichneten nur 442 (Donnerstag: 2.548) Titel Kursgewinne, während 2.756 (663) Verlierer gesehen wurden. Unverändert gingen 148 (186) Titel aus dem Handel.

Die Konjunkturdaten des Tages enthielten Licht und Schatten, gaben dem ganz auf die Powell-Aussagen fixierten Markt aber keine Impulse. Der von der Universität Michigan ermittelte Index der Verbraucherstimmung ist im August überraschend deutlich gestiegen. Die persönlichen Einkommen und Ausgaben der US-Bürger fielen im Juli schwach aus, wichtiger war aber der Rückgang des PCE-Preisindexes auf Monatssicht, der von nachlassendem Preisdruck zeugt.


   EZB-"Falken" begrenzen Dollar-Aufwertung 

Der Dollar profitierte nur eingeschränkt von der Aussicht auf weiter steigende US-Zinsen; der Dollarindex stieg um 0,3 Prozent. Zum Euro zeigte sich der Greenback im späten Handel kaum verändert. Denn auch innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst offenbar die Entschlossenheit, die Inflation in der Eurozone einzudämmen. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Berufung auf ungenannte Quellen, dass einige EZB-Ratsmitglieder bei der September-Sitzung über eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte diskutieren wollten. Eine drohende Rezession im Euroraum dürfe die geldpolitische Normalisierung weder stoppen noch verlangsamen, hieß es. Der Euro stieg daraufhin zeitweise wieder knapp über die Dollarparität.

Uneinheitlich entwickelten sich die Notierungen am Anleihemarkt. Teils zogen sich die Anleger mit der Aussicht auf steigende Zinsen zurück. Einige Laufzeiten verzeichneten jedoch dank der Konjunktursorgen Zulauf.

Die schwachen Verbraucherausgaben in den USA belasteten die Ölpreise nur vorübergehend. Der Markt schwanke zwischen einer möglichen Nachfrageschwäche wegen der drohenden Rezession in vielen Wirtschaftsräumen einerseits und einer möglichen Angebotsverknappung durch Förderkürzungen durch das Kartell Opec+, berichteten Händler.

Der Goldpreis geriet mit den falkenhaften Powell-Äußerungen stärker unter Druck. Zudem hat unter anderem ABN Amro ihre Preisvorhersagen zum Jahresende deutlich gesenkt.


   3M brechen nach Gerichtsentscheid ein 

Größter Kursverlierer im Dow waren 3M mit minus 9,5 Prozent. Ein Konkursrichter in Indianapolis hat es abgelehnt, den Streit um Ohrstöpsel für das Militär, die nur unzureichend schützten, so dass die Träger Hörschäden davontrugen, vor dem dortigen Konkursgericht zu verhandeln. Diese Lösung war zuvor der 3M-Tochter Aearo Technologies gewährt worden, die daraufhin Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen konnte. Gegen das Unternehmen sind wegen der Ohrstöpsel rund 230.000 Klagen anhängig.

Dell Technologies brachen um 13,5 Prozent ein. Der Computerhersteller hat im zweiten Quartal Umsatz und Nettogewinn unter den Markterwartungen vorgelegt. Workday rückten um 2,5 Prozent vor, nachdem der Hersteller von Unternehmenssoftware für das zweite Quartal höhere Umsätze und Abonnementeinnahmen erzielt hatte. Laut Unternehmen soll die Dynamik im dritten Quartal andauern.

Für die Aktie von Ulta Beauty ging es um 1,9 Prozent nach unten. Die Kosmetikkette hat für das zweite Quartal einen Umsatz und bereinigten Gewinn über den Erwartungen der Analysten vermeldet, die Aktie konnte sich dem Abwärtssog jedoch nicht enziehen.

GAP sanken um 1,8 Prozent. Der Bekleidungseinzelhändler hat im zweiten Quartal bei rückläufigem Erlös einen Verlust eingefahren. Analysten hatten jedoch mit einem höheren Minus gerechnet. Auf bereinigter Basis wurde unerwartet ein Gewinn verbucht.

Affirm Holdings knickten um 21,3 Prozent ein. Der Finanzdienstleister hat im vierten Geschäftsquartal einen höheren Fehlbetrag ausgewiesen. Der Ausblick blieb zudem hinter den Markterwartungen zurück. Marvell Technology fielen um 8,9 Prozent, der Technologiekonzern enttäuschte mit dem Umsatz für Rechenzentren.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut   +/- % YTD 
DJIA                32.283,40        -3,0%      -1008,38      -11,2% 
S&P-500              4.057,66        -3,4%       -141,46      -14,9% 
Nasdaq-Comp.        12.141,71        -3,9%       -497,56      -22,4% 
Nasdaq-100          12.605,17        -4,1%       -538,42      -22,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT   +/-Bp YTD 
2 Jahre                  3,36         -2,8          3,39       263,0 
5 Jahre                  3,19         +2,9          3,16       192,6 
7 Jahre                  3,12         +1,1          3,11       168,0 
10 Jahre                 3,02         -0,5          3,03       151,2 
30 Jahre                 3,20         -4,7          3,24       129,5 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Fr, 8:09 Uhr  Do, 17:30h    % YTD 
EUR/USD                0,9967        -0,1%        0,9963      0,9969   -12,3% 
EUR/JPY                136,97        +0,6%        136,35      136,26    +4,7% 
EUR/CHF                0,9632        +0,2%        0,9605      1,0370    -7,2% 
EUR/GBP                0,8491        +0,8%        0,8440      0,8435    +1,1% 
USD/JPY                137,44        +0,7%        136,86      136,71   +19,4% 
GBP/USD                1,1738        -0,8%        1,1805      1,1816   -13,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,8929        +0,6%        6,8677      6,8528    +8,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.698,40        -4,1%     21.405,44   21.524,55   -55,2% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.         +/- %     +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               92,85        92,52         +0,4%       +0,33   +30,8% 
Brent/ICE              100,74        99,34         +1,4%       +1,40   +35,3% 
GAS                            VT-Settlem.                   +/- EUR 
Dutch TTF              306,00       321,41         -4,8%      -15,41  +412,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %     +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.737,47     1.758,94         -1,2%      -21,47    -5,0% 
Silber (Spot)           18,88        19,31         -2,2%       -0,43   -19,0% 
Platin (Spot)          867,25       886,50         -2,2%      -19,25   -10,6% 
Kupfer-Future            3,69         3,70         -0,4%       -0,01   -16,8% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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August 26, 2022 16:12 ET (20:12 GMT)