Von Simon Clark

LONDON (Dow Jones)--Mit dem 5,5-Milliarden-Dollar-Verlust von Archegos Capital reiht sich die Credit Suisse in die große Liga der Bankenpannen ein. Diese reicht von Nick Leeson über Jérome Kerviel bis hin zum "Wal von London". Archegos, die US-Familieninvestmentfirma des ehemaligen Tiger-Asia-Managers Bill Hwang, ging mit Geld, das sie sich von der Credit Suisse und anderen Banken geliehen hatte, enorme Wetten auf einige wenige Aktien ein. Als einige große Positionen Schlagseite bekamen und Archegos den Nachschussforderungen nicht nachkommen konnte, löste dies einen der größten plötzlichen Verluste in der Geschichte der Wall Street aus.

Neben der Credit Suisse warnte auch Nomura die Investoren vor einem Verlust von 2 Milliarden US-Dollar durch Archegos. Morgan Stanley nahm eine Abschreibung in Höhe von 911 Millionen Dollar vor, und die japanische Bank Mitsubishi UFJ warnte vor einem Verlust von 300 Millionen Dollar.


 Lange Geschäftsbeziehung zwischen Archegos und Credit Suisse 

Aber die Credit Suisse trägt die Hauptlast des Schadens. Ihr Geschäft mit Archegos war im Verhältnis zu ihrer Größe umfangreicher als das anderer Banken, wie das Wall Street Journal berichtet. Die Credit Suisse und Hwang blicken auf eine lange Geschäftsbeziehung zurück. So agierte die Bank bereits als ein Hauptmakler für seinen Hedgefonds Tiger Asia Management. Der Fonds bekannte sich 2012 schuldig, im Zusammenhang mit Insidergeschäften mit chinesischen Aktien betrügerisch gehandelt zu haben, und Hwang wurde von den US-Wertpapieraufsichtsbehörden von der Verwaltung von Kundengeldern ausgeschlossen.

Leesons unautorisierte Geschäfte führten zu Verlusten in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar und zum Niedergang der altehrwürdigen britischen Barings Bank im Jahr 1995. Er meint, dass die Bereitschaft der Credit Suisse mit Hwang auch nach seiner Sperre weiter zusammenzuarbeiten eines zeige. Die Banker seien immer noch anfällig für kurzfristige Entscheidungen, die durch die Aussicht auf schnelle Gewinne und Boni angeheizt werden.


 "Selbstgefälligkeit und Nachlässigkeit" 

"Sicherlich ist das ein Typ wie ich, den man in Zukunft nicht mehr anfassen möchte. Dennoch haben sie es getan, und der einzige Grund dafür ist, dass es eine riesige Gebühr gab, die aus seinem Geschäft generiert wurde", sagte Leeson in einem Interview. "Es ist Nachlässigkeit, es ist Selbstgefälligkeit, es sind Leute, die ihre Arbeit nicht richtig machen."

Ein Sprecher der Credit Suisse lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher von Hwang lehnte ebenfalls eine Stellungnahme ab.

Es ist der jüngste in einer Reihe von großen Handelsverlusten, die Banken getroffen haben. Der Hypothekenhändler Howard "Howie" Hubler von Morgan Stanley wurde 2007 für einen Handelsverlust in Höhe von 9 Milliarden Dollar verantwortlich gemacht, der das New Yorker Wertpapierhaus in die Nähe des Zusammenbruchs trieb, als die Finanzkrise ein Jahr später ausbrach. Die Société Générale schockierte darüber hinaus die Weltmärkte im Jahr 2008, als sie bekannt gab, dass sie einen Nettoverlust von 4,9 Milliarden Euro erlitten hatte, nachdem sie eine Reihe von Wetten von Kerviel abgewickelt hatte. Er gab zu, jahrelang unerlaubte Geschäfte getätigt zu haben, sagte aber, er habe nur versucht, Geld für die Bank zu verdienen.


 "Wal von London" sieht sich als Sündenbock 

Geheime Spekulationen, die der Händler der UBS, Kweku Adoboli, während einer der volatilsten Phasen der europäischen Schuldenkrise im Jahr 2011 abgeschlossen hatte, führten zu einem Verlust von 2,3 Milliarden Dollar. Adoboli wurde des Betrugs für schuldig befunden und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.

Im Jahr 2012 begannen Hedge-Fonds-Manager und andere Investoren, die von ungewöhnlichen Bewegungen auf den Kreditmärkten verwirrt waren, über einen Händler mit viel Geld zu sprechen, der als "Wal von London" bezeichnet wurde. Der in London ansässige Händler von JP Morgan, der im Mittelpunkt des Debakels stand, das zu Verlusten von mehr als 6 Milliarden Dollar für die Bank führte, wurde als Bruno Iksil identifiziert. Jahre später betonte Iksil, er sei zum Sündenbock für Geschäfte gemacht worden, die die Geschäftsleitung "initiiert, genehmigt, beauftragt und überwacht" habe.

Obwohl sich das Risikomanagement seit den 1990er Jahren allgemein verbessert hat, können Handelsskandale nicht völlig ausgeschlossen werden, so Leeson. "Wenn dann die Gewinne zurückkehren und alles gut aussieht und jeder große Boni bekommt, werden sie selbstgefällig sowie nachlässig und diese Dinge passieren einfach wieder."

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April 26, 2021 11:13 ET (15:13 GMT)