Genf (awp) - Der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont hat in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Die Ergebnisse wurden jedoch von mehreren Sondereffekten massgeblich beeinflusst. Unverändert gut läuft das Schmuckgeschäft, während die Uhrenhersteller beim Verkauf ihrer Produkte Mühe bekunden.

Der Umsatz von Richemont nahm in den Monaten April bis September um 21 Prozent auf 6,81 Milliarden Euro zu, nachdem bereits für die ersten fünf Monate ein Plus von 22 Prozent ausgewiesen worden war. Für das kräftige Wachstum waren die Zukäufe des Online-Händlers Yoox Net-a-Porter und der britischen Uhrenplattform Watchfinder ausschlaggebend.

Wachstum in Asien

Ohne Zukäufe, also um Währungs- und Akquisitionseffekte bereinigt, legte der Umsatz der Gruppe um 8 Prozent zu, wie es in einer Mitteilung vom Freitag hiess. Im Mai hatte Richemont die italienische Yoox Net-a-Porter, die ihr zuvor zur Hälfte gehört hatte, ganz einverleibt. Und Anfang Juni kaufte man Watchfinder.

Stark gewachsen sei die Gruppe in Asien und Amerika. Finanzchef Burkhart Grund hob an einer Telefonkonferenz insbesondere die zweistelligen Wachstumsraten in Hongkong, Südkorea und Macau hervor. Dabei habe man in Hongkong die Shops im September wegen eines Taifuns mehrere Tage schliessen müssen.

Speziell ist der Ausweis des Reingewinns: Da erzielte Richemont einen Wert von 2,25 Milliarden Euro nach knapp einer Milliarde im Vorjahr. Allerdings wurde das Ergebnis von einem Bewertungsgewinn auf den Yoox-Aktien in Höhe von 1,38 Milliarden begünstigt. Dabei geht es um jene Aktien, die Richemont bereits vor der Vollübernahme der Italiener in den eigenen Bücher hatte.

Marge unter Druck

Besser ablesen lässt sich die Geschäftsentwicklung daher am Betriebsgewinn, wenn auch dort gewisse Sondereffekte mitspielten. Der operative Gewinn ging im Halbjahr leicht um 3 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro zurück, womit die Vorgaben der Analysten verfehlt wurden.

Im Zuge der Zu- und Verkäufe in der Berichtsperiode entstand eine Belastung von 159 Millionen, begründete das Unternehmen den Rückgang. Rund die Hälfte der Belastung ging auf den Verkauf der seit Jahren defizitären Lederwarenmarke Lancel zurück. Beim Rest handelte es sich um Einmalkosten im Zusammenhang mit den Zukäufen.

Ein höherer Umsatz gepaart mit weniger Gewinn ergibt automatisch weniger Marge: Die operative Marge sank um deutliche 4,1 Prozentpunkte auf nur noch 16,6 Prozent. Teilweise hat der Rückgang auch damit zu tun, dass die neu zu Richemont gestossenen Online-Verkäufer im Vergleich mit den Schmuck- und Uhrenhäuser tiefere Margen erzielen. Ohne den Einfluss der Übernahmen wäre die Marge laut Richemont leicht gestiegen.

Starke Nachfrage nach Schmuck

Nach Sparten betrachtet nahmen die Schmuckverkäufe um 9 Prozent zu. Das Geschäft bleibt sehr profitabel, die Marge kletterte um 2,8 Punkte auf 33,8 Prozent. Dabei hätten die anhaltend gute Nachfrage nach Cartier-Schmuck sowie die Neulancierungen der Cartier-Uhrenlinien Panthère und Santos wesentlich zum Erfolg beigetragen.

Weniger gut läuft es bei den Uhrenherstellern deren Umsatz lediglich um 2 Prozent zulegte und die Marge um 0,8 Punkte auf 18,5 Prozent zurückging. Zu schaffen macht den Uhrenmarken der Grosshandel, wo Richemont weiter an Verbesserungen im Vertrieb arbeitet. Immerhin seien die Verkäufe in den markeneigenen Shops zweistellig gewachsen, hiess es.

Die mit den Online-Händlern neu aufgestellte Sparte Online Distribution wies erstmalig einen Umsatz von 893 Millionen Euro aus.

Anhaltender Trend

Richemont ist auch im gerade angelaufenen zweiten Halbjahr 2018/19 gewachsen. Der Wachstumstrend aus dem Halbjahr habe sich im Oktober in ähnlicher Grössenordnung fortgesetzt, sagte CFO Grund. Dabei wachse das Geschäft in China trotz wachsender Sorge um den Handelsstreit mit den USA weiterhin gut. "Für die Luxusgüterbranche wird entscheidend sein, welchen Einfluss der Handelsstreit auf die Wechselkurse ausüben wird", erklärte der Finanzchef.

An der Börse wurde der Halbjahresbericht schlecht aufgenommen. Richemont hat die Vorgaben der Analysten weitestgehend verfehlt. Kurz nach Eröffnung brach der Aktienkurs um 5,9 Prozent ein.

mk/ra