Genf (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont publiziert am Freitag, 20. Mai, das Geschäftsergebnis 2021/22 (per 31. März). Zum AWP-Konsens haben insgesamt zehn Analysten beigetragen.

2021/22E
(in Mio EUR)                AWP-Konsens       2020/21A

Umsatz                        18'995            13'144
- Org. Wachstum (in %, LC)      42,4              -5,0
EBIT                           3'810              1478
- Marge (in %)                  20,1              11,2
Reingewinn                     2'747              1289

(in Fr.)
Dividende je Aktie              2,32              2,00

FOKUS: Richemont wird bei der Vorlage der Jahreszahlen 2021/22 mit einer deutlichen Umsatz- und Gewinnsteigerung aufwarten. Das überrascht angesichts des durch die Corona-Krise stark belasteten Vorjahres nicht, doch dürfte der Umsatz auch klar über dem Niveau liegen, welches Richemont im Vorkrisen-Geschäftsjahr 2019/20 (14,2 Mrd EUR) erreicht hatte.

Spannend wird sein, wie stark sich die Corona-Lockdowns in chinesischen Grossstädten auf das Geschäft von Richemont ausgewirkt haben. Schliesslich setzte der Konzern zuletzt gut 30 Prozent des Umsatzes in China um. Dagegen dürfte der Ukraine-Krieg nur einen beschränkten Einfluss auf die Geschäftszahlen ausüben.

ZIELE: Richemont gibt traditionell weder zur Umsatz- noch zur Gewinnentwicklung Prognosen ab. Grundsätzlich sieht sich die Gruppe mit Schmuckmarken wie Cartier und Van Cleef & Arpels sowie mit luxuriösen Uhrenmarken wie IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre gut positioniert, um von den langfristig positiven Trends am Luxusgütermarkt zu profitieren.

PRO MEMORIA: Die Schweizer Uhrenindustrie ist gut ins Jahr 2022 gestartet und hat damit nahtlos an die gute Entwicklung des vergangenen Jahres angeknüpft. Im ersten Quartal sind die Ausfuhren von Schweizer Uhren ins Ausland um 14 Prozent auf 5,8 Milliarden Franken gestiegen. Im Gesamtjahr 2021 kletterten sie um 31 Prozent auf einen neuen Rekord von 22,3 Milliarden.

Stark gestiegen sind im Startquartal die Uhrenexporte in den nun grössten Absatzmarkt USA (+34%), nach Grossbritannien (+35%) oder Deutschland (+31%). Dagegen gingen sie nach China (-10%), wo das Geschäft in den beiden letzten Jahren anzog und wo nun strenge Corona-Massnahmen belasten, zurück.

Die Lockdowns in chinesischen Grossstädten hat auch das Geschäft von Richemont beeinträchtigt. Rund 50 Boutiquen des Luxusgüterkonzerns waren Ende März geschlossen, wie Konzernchef Jérôme Lambert am Rande der Uhrenmesse Watches and Wonders erklärte. Das seien etwa 10 Prozent aller Geschäfte in diesem wichtigen Absatzmarkt.

In Bezug auf den Ukraine-Krieg erinnerte der Richemont-Manager daran, dass die Aktivitäten in und die Exporte nach Russland Anfang März eingestellt wurden. Das Genfer Unternehmen beschäftigte vor dem Krieg in Russland 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus wurde auch der Import von Diamanten aus Russland gestoppt und nach Alternativen gesucht.

Ebenfalls im März hat Richemont seine 20%-Beteiligung an der Luxusuhrenmarke Greubel Forsey mit Sitz in La Chaux-de-Fonds abgestossen. Käufer waren die Firmengründer von Greubel Forsey sowie Firmenchef Antonio Calce. Sie besitzen die Firma nun ganz.

In den ersten neun Monaten 2021/22, also von April bis Dezember, kletterte der Umsatz von Richemont gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro. Und auch im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019/20 gelang Richemont ein Umsatzsprung von knapp 30 Prozent.

Keine News gab es zuletzt zu dem mit Farfetch geplanten Onlinemarktplatz. Zusammen mit der erfolgreichen E-Commerce-Firma will Richemont rund um ihre Tochter Yoox Net-a-Porter (YNAP) einen unabhängigen Online-Marktplatz für Luxusgüter aufbauen. Dazu werden weitere Interessenten und Geldgeber gesucht, wenn möglich aus der Luxusgüterindustrie.

AKTIENKURS: An der Börse haben in den vergangenen Wochen Zins- und Rezessionsängste sowie die für das Geschäft in China abträglichen Corona-Lockdowns stark auf den Kurs der Richemont-Aktien gedrückt. Dieser rutschte von rund 124 Franken Ende März bis Mitte Mai auf 100 Franken zurück. Mittlerweile hat sich das Papier davon wieder etwas erholt.

Homepage: www.richemont.com

ab/an/mk