FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank steht nach Informationen aus Kreisen vor einem weiteren personellen Umbruch. Das Institut sucht nun neben einem neuen Vorstandschef auch einen Nachfolger für Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller. Dies verlautete am Freitag aus Aufsichtsratskreisen, die damit entsprechende Informationen des "Spiegel" bestätigten. Der Aufsichtsrat habe auf Müllers Bitte Ende vergangenen Jahres eine Suchkommission für den Posten des Chefkontrolleurs eingerichtet. Zuvor soll Müller drei Jahre selbst erfolglos nach einem Kandidaten gesucht haben. Die Bank selbst kommentierte das nicht.

Im vergangenen Jahr hatte bereits Vorstandschef Martin Blessing angekündigt, seinen im Oktober 2016 auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. Einen Nachfolger für den Manager gibt es noch nicht. Dies ist derzeit eine von Müllers wichtigsten Aufgaben.

Der langjährige Chefkontrolleur wird im September 72. Nach der im Commerzbank-Kodex fest gelegten Regelaltersgrenze müsste er bei der Hauptversammlung 2017 ausscheiden. Zwar läuft Müllers Vertrag noch bis zum Frühling 2018. Wenn die Suchkommission aber schnell Erfolg habe, sei ein früherer Ausstieg möglich, schreibt der "Spiegel".

Müller hat die Commerzbank in den vergangenen Jahrzehnten mit ihren Höhen und Tiefen maßgeblich geprägt. 1966 begann er in dem Geldhaus seine Karriere, rückte 1990 in den Vorstand auf und wurde 2001 dessen Sprecher. Im Mai 2008 wechselte er an die Spitze des Aufsichtsrats.

In den vergangenen Jahren musste er sich oft massive Kritik gefallen lassen. So fiel in seine Amtszeit als Vorstandschef zunächst die missglückte Übernahme des inzwischen weitgehend abgewickelten Immobilien- und Staatsfinanzierers Eurohypo.

Schließlich fädelte er als Aufsichtsratschef zusammen mit Blessing die Übernahme der Dresdner Bank kurz vor dem vollen Ausbruch der Finanzkrise 2008 ein. Der Kauf des Konkurrenten führte dazu, dass die Commerzbank mit insgesamt 18,2 Milliarden Euro vom Steuerzahler vor dem Zusammenbruch gerettet werden musste. Danach ging das Institut auf eine harten Schrumpfkurs, konnte sich aber in den vergangenen Jahren wieder stabilisieren. Der Aktienkurs der Bank liegt aber immer noch mehr als 90 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Rund 15 Prozent der Anteile hält weiter der Bund./enl/stb