"Solch ein massiver Stellenabbau ist in dieser Kürze nicht akzeptabel und eine Gefahr für die Stabilität der Bank", sagte Stefan Wittmann von der Gewerkschaft Verdi, der für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Bank sitzt, am Freitag. Entlassungen gelte es zu vermeiden. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus will weltweit jeden vierten Job abbauen, in Deutschland sogar jeden Dritten. Knof verteidigte die Umbaupläne. "Wir haben jetzt die Chance, die Zukunft der Commerzbank selbst zu gestalten und eigenständig zu bleiben", schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter. An dem geplanten Stellenabbau führe kein Weg vorbei.

Jede Einheit der Bank müsse ihren Beitrag leisten, kündigte Knof an. Er strebe "sozialverträgliche Lösungen" an und werde alles dafür tun, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Knof machte auch klar, dass ein Kulturwandel notwendig sei. "Eine neue Strategie zu entwickeln, ist nicht genug. Wir müssen sie konsequent und diszipliniert umsetzen, damit die beschlossenen Maßnahmen Schritt für Schritt wirken."

Wittmann kritisierte, der Umbau der Infrastruktur und der Schwenk zu mehr Digitalisierung hätten in der Commerzbank noch nie schnell funktioniert. "Überlastung, Bearbeitungsengpässe und sinkende Qualität sind programmiert." Dass es einen Umbau geben würde, sei lange bekannt, aber nicht in dieser Kurzfristigkeit. Frühere Stellenabbauprogramme kamen oft nur schleppend voran und die Bank war hinter selbst gesteckten Zielen zurückgeblieben.

KNOF IST ALS HARTER SANIERER BEKANNT

Nun hat mit Knof aber erstmals ein Manager das Sagen, der nicht wie seine Vorgänger ein Eigengewächs der Bank ist. Knof war jahrelang beim Versicherungskonzern Allianz und hat sich dort einen Ruf als Sanierer gemacht. Zuletzt war er bei der Deutschen Bank für das Privatkundengeschäft zuständig, wo ebenfalls harte Einschnitte und Restrukturierungen notwendig waren. Wie Knof ankündigte, werden von 790 Filialen bundesweit 340 geschlossen. Die Bank will die Kosten senken, mehr Geld in die IT stecken und Bankdienstleistungen digitaler machen. Das soll helfen, die Eigenkapitalrendite (RoTE), die wichtigste Kennzahl zur Messung der Profitabilität einer Bank, auf 6,5 bis sieben Prozent zu steigern.

Dieses Ziel ist nach Ansicht von Analyst Philipp Häßler vom Broker Pareto "sehr ambitioniert". Er sei skeptisch, ob die Bank dies erreichen werde. Bereits frühere Renditeziele wurden nicht erfüllt. "Die Pläne der Commerzbank sind radikal, die geplante Mitarbeiterreduktion ist erschreckend hoch, aber leider wohl erforderlich, um eine höhere Profitabilität zu erreichen." Der Bund als Großaktionär der Commerzbank wollte die Jobabbau-Pläne nicht bewerten. "Es ist Aufgabe des Vorstandes, die strategische Ausrichtung der Bank zu entwickeln und den Aufsichtsrat zu unterrichten", sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums. Der Bund hält seit einer Stützungsaktion in der Finanzkrise rund 16 Prozent an dem Frankfurter Institut.