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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Enttäuschende Geschäftszahlen haben die Commerzbank-Aktien nach einem bereits schwachen Start ins zweite Halbjahr noch tiefer ins Minus gedrückt. Die Papiere des Finanzinstituts büßten bis Mittwochmittag rund vier Prozent auf 5,227 Euro ein und waren damit das klare Schlusslicht im MDax. Der Index der mittelgroßen Werte stieg um 0,8 Prozent.

Nach einer halben Milliarde Euro Verlust im zweiten Quartal sind für die Commerzbank schwarze Zahlen im Gesamtjahr wieder unsicher geworden. "Das schwabbelt ziemlich um die Nulllinie herum, das kann positiv sein, das kann aber auch negativ sein", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp in einer Telefonkonferenz. Zum Auftakt des Jahres hatte das Finanzinstitut noch mit der Rückkehr in die Gewinnzone überrascht, doch hohe Kosten für den Konzernumbau sowie weitere Rückschläge im zweiten Vierteljahr pulverisierten die Anfangserfolge.

Ein Händler bewertete die Kennziffern des Instituts schlechter als jene der Deutschen Bank. Diese hatte auch im zweiten Quartal gute Geschäfte gemacht und das beste Zwischenergebnis seit 2015 eingefahren.

Analysten zeigten sich ernüchtert. Sie hatten mit etwas erfreulicheren Resultaten gerechnet, nachdem die Commerzbank bereits größere Belastungen im Verlauf des Quartals grob beziffert hatte. So habe der operative Gewinn die Markterwartung verfehlt, schrieb der Experte Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan. Auch die Höhe der gesamten Erträge habe enttäuscht.

Die Resultate seien wieder einmal vom Umbau der Bank geprägt und hätten insofern insgesamt die Erwartungen verfehlt, schrieb Analystin Martina Matouskovaam von der Investmentbank Jefferies. Teuer zu stehen kommt die Commerzbank unter anderem der seit Jahresbeginn laufende Konzernumbau inklusive Stellenabbau und Filialschließungen.

Dazu kamen Belastungen im Zusammenhang mit der abgeblasenen Auslagerung der Wertpapierabwicklung. Zudem schmälerten Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Thema Bankgebühren das Quartalsergebnis. Der BGH hatte entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Viele Bankkunden können nun einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern.

Mit dem Kursrutsch an diesem Mittwoch wurden die seit dem Jahreswechsel bisher erreichten Kursgewinne von in der Spitze gut 30 Prozent wieder ausradiert. Anfang Juni hatte der Kurs mit 6,872 Euro noch den bislang höchsten Stand des Jahres erreicht. Neben einem etwas verbesserten Umfeld für Banken wie der Aussicht auf zumindest mittelfristig wieder steigende Zinsen hatten auch die überraschend starken Geschäftszahlen für das erste Quartal für Auftrieb gesorgt. Seit dem Zwischenhoch war es für die Aktien aber bereits deutlich abwärts gegangen.

In das Bild passt, dass die Aktien der Commerzbank den Papieren der europäischen Wettbewerber seit Beginn des zweiten Halbjahres deutlich hinterherhinken. So steht bei den Anteilsscheinen des deutschen Finanzinstituts in diesem Zeitraum ein Minus von aktuell rund 13 Prozent zu Buche, was den letzten Platz auf dem Branchentableau bedeutet. Der Bankenindex hingegen steht moderat im Plus.

Durch den Kursrutsch seit Anfang Juni hat sich auch das Chartbild immer weiter eingetrübt. Bereits seit Wochen bewegen sich die Aktien unter der 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend angibt. An diesem Mittwoch wurde nun auch die 200-Tage-Linie deutlich nach unten durchbrochen. Sie gilt als Indikator für die langfristige Entwicklung.

Auf dem aktuellen Kursniveau werden die Aktien der im Zuge der Finanzkrise teilverstaatlichten Commerzbank zwar fast doppelt so hoch gehandelt wie beim Rekordtief von 2,804 Euro im Corona-Crash vom vergangenen Jahr. Das rechnerische - um viele Kapitalerhöhungen und Aktienzusammenlegungen bereinigte - Rekordhoch der Anteilsscheine aus dem Jahr 2000 aber liegt mit knapp 285 Euro aus heutiger Sicht in praktisch unerreichbarer Ferne./la/stw/mis

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