BERLIN (dpa-AFX) - Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann hat die SPD aufgefordert, in förmliche Verhandlungen über eine Koalition mit der Union einzusteigen. "Diese große Koalition ist in der Summe besser als das, was wir mit Jamaika jemals erreicht hätten", sagte Hoffmann am Montag dem Radiosender MDR aktuell. Im Vergleich zum Ergebnis der Jamaika-Verhandlungen von Union, FDP und Grünen enthalte solch ein Bündnis "weit mehr Substanz für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer". Er hob unter anderem die Stabilisierung des Renten-Niveaus auf 48 Prozent, die Erhöhung der Erwerbsminderungsrente und die Rückkehr zur paritätischen Krankenversicherung hervor.

Natürlich gebe es auch Schwachstellen, sagte Hoffmann. Man könne aber "doch nicht die Augen verschließen und sagen: Ich nehme das alles nicht und lasse das alles liegen." Das wäre nicht angemessen. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds betonte, die Diskussion in der SPD sei "total nachvollziehbar und ist auch richtig". Er gehe aber davon aus, dass die SPD-Führung am Ende auf dem Parteitag am 21. Januar eine klare Unterstützung bekomme.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Industriegewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis. Er empfehle, wichtige Projekte für die Arbeitnehmer in einer schwarz-roten Regierung nach vorne zu bringen, sagte er im Deutschlandfunk. "Opposition ist keine Reha", in der man nötige programmatischen Erneuerungen besser angehen könne. Zugleich beklagte Vassiliadis jedoch das Fehlen eines großen Zukunftsentwurfs.

Am Wochenende hatte der Vorsitzende der CDU-Arbeitnehmervereinigung CDA, Karl-Josef Laumann, die Gewerkschaften aufgerufen, bei der SPD für die Sondierungsergebnisse zu werben. Er hoffe, dass auch sie "die erreichten Fortschritte würdigen und an unserer Seite für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen werben"./nif/DP/zb