--Operatives Ergebnis 1Q rückläufig, aber über Erwartungen

--Analysten: Ausblick konservativ

--Aktie fällt am Vormittag

(NEU: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analystenstimme)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chemikalienhändler Brenntag hat im ersten Quartal bei einem in etwa gleichbleibendem Umsatz und Rohertrag erwartungsgemäß weniger verdient. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte der DAX-Konzern.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023 erwartet Brenntag weiterhin ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Euro, was einem EBITDA von 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro entspräche. Das EBITA ist die neue zentrale Steuerungsgröße des Konzerns. Im vergangenen Jahr hatte Brenntag noch ein operatives EBITDA von 1,81 Milliarden Euro ausgewiesen. Brenntag erwartet also weiterhin einen Rückgang des operativen Ergebnisses.

Den Analysten von Baader erscheint die Prognose konservativ. Sie sind der Ansicht, dass Brenntag zumindest das obere Ende der Spanne erreichen dürfte. Im ersten Quartal habe es negative Effekte aus dem Abbau von Lagerbeständen, eine niedrige zugrundeliegende Nachfrage und Kosten, aber keine Einsparungen aus dem neuen "Strategy to Win"-Programm gegeben. Die Aktie fällt am Vormittag um 1,4 Prozent.

Tatsächlich rechnet CEO Christian Kohlpaintner mit einem höheren Absatz. "Wir haben eine sukzessive monatliche Zunahme der Nachfrage und damit erste Anzeichen für eine positive Mengenentwicklung im zweiten Quartal beobachtet", sagte er laut Mitteilung. In einer Telefonkonferenz fügte er hinzu, dass der Bestandsabbau bei den Kunden schrittweise nachlasse, so dass im zweiten Quartal eine Rückkehr zu einem normalen Bestellverhalten zu erwarten sei.

Gleichzeitig warnte der Vorstandschef vor zu hohen Erwartungen im zweiten Quartal. Dieses werde man vor dem Hintergrund einer hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr betrachten müssen. Er verwies zudem erneut auf das weiterhin "anspruchsvolle Umfeld". Im ersten Quartal blieb der Umsatz mit 4,53 Milliarden Euro in etwa stabil. Auch der Rohertrag hielt sich mit 1,05 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau.

Das operative EBITA sank um 12,5 Prozent auf 345 Millionen Euro. Analysten hatten in einem Konsens von Vara Research mit 329 Millionen Euro gerechnet. Nach Steuern und Anteilen Dritter blieben 216 Millionen Euro übrig nach 249 Millionen im Vorjahr.

Brenntag steht unter Druck von aktivistischen Investoren, die auf eine Abspaltung des Spezialchemiegeschäftes drängen. Vorstandschef Kohlpaintner bekräftigte in der Telefonkonferenz, dass der Konzern weiterhin an der Umsetzung der Strategien für die beiden Sparten "Specialties" und "Essentials" arbeitet. "Wir haben beim Kapitalmarkttag im November 2022 sehr klar dargelegt, dass es aufgrund der uns umgebenden Märkte - sei es auf der Supplier-, sei es auf der Kundenseite - vollkommen klar ist, dass eine differenzierte und maßgeschneiderte Strategie für beide Divisionen notwendig ist", so der Manager. Brenntag will im Herbst auf einem Kapitalmarkttag den Stand der Umsetzung der Wachstumsstrategie und die Weiterentwicklung der Organisationsstruktur vorstellen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/sha/mgo/cbr

(END) Dow Jones Newswires

May 10, 2023 05:30 ET (09:30 GMT)