LONDON/ESSEN (dpa-AFX) - Der Brenntag-Aktionär Primestone Capital spricht sich gegen eine Übernahme des US-Rivalen Univar Solutions durch den Chemikalienhändler Brenntag aus. In einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben an das Management und den Aufsichtsrat des Dax-Konzerns forderte die Investmentgesellschaft die "sofortige Beendigung" der Gespräche mit Univar. Primestone hält zwei Prozent der Brenntag-Anteile. Brenntag selbst bestätigte am Abend, ein Schreiben von Primestone erhalten zu haben. Zu dem geforderten Ende der Gespräche äußerte sich das Unternehmen jedoch nicht.

Management und Aufsichtsrat des Konzerns legten bei der Umsetzung des Plans zur Wertsteigerung für die Anteilseigner "großen Wert auf einen offenen und konstruktiven Dialog mit allen Brenntag-Aktionären", hieß es in der Stellungnahme.

Nach Vorstellung von Primestone sollte sich Brenntag statt auf eine "risikoreiche" Übernahme vielmehr auf die Verbesserung des Kerngeschäfts konzentrieren. Hierzu fordert der Investor auch eine Aufspaltung des Unternehmens. Die Brenntag-Aktie knickte nach der Veröffentlichung des Schreibens zunächst ein, erholte sich aber schnell. Am Abend ging das Papier mit einem Kursplus von 0,88 Prozent aus dem Handel.

Ende November war bekannt geworden, dass die Essener vorläufige und ergebnisoffene Gespräche über den Kauf von Univar führen. Primestone Capital äußerte im aktuellen Schreiben Besorgnis mit Blick auf einen solchen Schritt. Hierfür fehle zum einen eine erforderliche Zustimmung der Aktionäre, hieß es. Zum anderen seien die Risiken und Unwägbarkeiten sehr hoch, wie eine eigene sorgfältige Überprüfung (Due Dilligence) einer möglichen Übernahme ergeben habe. So geht Primestone davon aus, dass sich eher Synergieverluste ergäben, die sämtliche Kostensenkungen zunichtemachen würden. Auch würde ein Kartellverfahren wohl langwierig und schwierig.

Primestone stellte in dem Schreiben seinerseits Forderungen, mit denen Brenntag nach Ansicht des aktivistischen Investors seine Bilanz aufpolieren und die eigene Börsenbewertung von aktuell weniger als 60 Euro in drei Jahren auf 150 bis 170 Euro je Aktie steigern könne. Dazu fordert Primestone auch ein Aktienrückkaufprogramm über 2,5 Milliarden Euro.

Auch sei es nach Jahren der "enttäuschenden Performance" an der Zeit, das Potenzial der beiden Brenntag-Geschäftsbereiche Specialties und Essentials durch eine Aufspaltung in zwei separate, börsennotierte Unternehmen zu heben. Dies würde Anlegern auch die Möglichkeit bieten, nur in einen der beiden Geschäftsbereiche zu investieren, und dürfte im Laufe der Zeit zu einer erheblichen Wertsteigerung führen. "Wir glauben, dass dies innerhalb der nächsten 18 Monate geschehen könnte." Auch zu diesen Forderungen bezog Brenntag am Abend nicht Stellung./tav/stw/he