Von Stefanie Haxel
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chemikalienhändler Brenntag spürt die Bremsspuren der konjunkturellen Schwäche. Sowohl die Preise als auch Absatzmengen sind unter Druck, und hohe Lagerbestände bei Kunden dürften die Nachfrage zusätzlich gedämpft haben. Bei der Zahlenvorlage am Mittwoch steht der Ausblick im Fokus, hinter den Analysten ein Fragezeichen setzen, nachdem Chemieunternehmen wie BASF, Evonik und Lanxess ihre Prognosen gesenkt haben.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
PROGNOSE: Für das laufende Geschäftsjahr 2023 erwartet Brenntag ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Euro. Das EBITA ist die neue zentrale Steuerungsgröße des Konzerns. Die Prognose würde einem operativen EBITDA von 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro entsprechen - verglichen mit einem operativen EBITDA von 1,81 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Brenntag erwartet also bereits einen Rückgang des operativen Ergebnisses. Während einige Analysten mit einer Bestätigung rechnen, sehen andere das als eher sportlich an.
RESTRUKTURIERUNG: Mit der zweiten Phase der laufenden Umstrukturierung, "Strategy to Win", will der Konzern seine Marktführerschaft stärken und ausbauen. und Anfang Juli kündigte der Konzern eine neue Führungsstruktur an, im Rahmen derer die Sparten Essentials und Specialties künftig von CEOs statt COOs geführt werden. Anleger interessieren sich für die Fortschritte bei der Umsetzung und für mögliche Risiken angesichts des aktuellen Marktumfeldes.
AUFSPALTUNG: Auf der Hauptversammlung Mitte Juni hat sich der Vorstand im Machtkampf mit zwei aktivistischen Investoren durchgesetzt. Engine Capital und Primestone hatten von Brenntag die Abspaltung des Spezialchemie-Geschäftes gefordert und eigene Vertreter für den Aufsichtsrat aufgestellt, doch die Aktionäre stärkten dem Brenntag-Management den Rücken. Damit ist das Thema Aufspaltung aber nicht unbedingt ganz vom Tisch. Im Zuge der laufenden Restrukturierung erhalten die beiden Konzernsparten mehr operative Eigenständigkeit. Die entscheidende Frage sei, "ob Brenntag Specialties bereits reif genug ist, um als eigenständiges Specialties-Unternehmen aufzutreten", hatte CEO Christian Kohlpaintner der Hauptversammlung gesagt. Anleger interessieren für den Fortgang der Gespräche mit den Aktivisten.
AKQUISITIONEN: Der Konzern sieht Fusionen und Übernahmen als Motor künftigen Wachstums und hält kontinuierlich nach Übernahmezielen Ausschau. Dafür hat Brenntag ein Budget von 400 bis 500 Millionen Euro pro Jahr eingeplant. Im Juni gab der DAX-Konzern die Akquisition der Shanghai Saifu Chemical Development Co, einen der Marktführer in der Spezialdistribution von Personal-Care-Inhaltsstoffen in China. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht. Investoren dürften nach den Synergien des Zukaufs, der Integration und weiteren Zukaufplänen fragen.
Die Aktie des Unternehmens ist im DAX gelistet. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q23 ggVj Zahl 2Q22 Umsatz 4.604 -9% 13 5.061 Rohertrag 1.045 -9% 13 1.145 Operatives EBITA 327 -29% 12 462 Ergebnis nach Steuern/Dritten 198 -31% 11 288 Ergebnis je Aktie 1,30 -30% 11 1,86 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Umsatz 18.444 -5% 18 19.429 Rohertrag 4.153 -4% 17 4.319 Operatives EBITA 1.321 -13% 16 1.512 Ergebnis nach Steuern/Dritten 785 -12% 17 887 Ergebnis je Aktie 5,17 -10% 17 5,74 Dividende je Aktie 2,05 +2% 18 2,00 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com
DJG/sha/mgo
(END) Dow Jones Newswires
August 08, 2023 23:45 ET (03:45 GMT)