FRANKFURT (awp international) - Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben Metallarbeiter in mehreren Bundesländern mit ganztägigen Warnstreiks begonnen. Mit Beginn der Nachtschicht am späten Dienstagabend sind unter anderem in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bremen einzelne Betriebe bestreikt worden, wie Sprecher der IG Metall in den jeweiligen Bezirken sagten.

Die Arbeit soll nach dem Willen der Gewerkschaft 24 Stunden ruhen. Die IG Metall sprach vor Beginn von bis zu 500 000 Beteiligten über sämtliche Betriebsgrössen, Regionen und Branchen hinweg.

In Baden-Württemberg hätten sich am Dienstagabend bei der Heidelberg Manufacturing in Amstetten 30 Mitarbeiter der Nachtschicht an dem Ausstand beteiligt, berichtete ein Gewerkschafter. "Die Tore sind geschlossen." Die Gewerkschaft wolle damit den Verhandlungsdruck auf die Arbeitgeber erhöhen, sagte er.

In Bremen legten rund 20 Angestellte des Industriezulieferers Gestra die Arbeit nieder. "Alle Räder stehen still", so ein Sprecher der IG Metall. "Am Morgen geht es in grossem Stil weiter." Bei dem Zulieferer arbeiten laut Gewerkschaft 400 Mitarbeiter. In Lippstadt in Nordrhein-Westfalen streikten beim Wälzlager-Hersteller Thyssenkrupp Rothe Erde zunächst rund 200 Beschäftigte der Nachtschicht.

Am vergangenen Wochenende waren Verhandlungen in der fünften Runde mit den Arbeitgebern in Stuttgart abgebrochen worden. Beide Seiten machten sich gegenseitig dafür verantwortlich.

Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler machte am Dienstag erneut klar, dass es während der aktuellen Warnstreikwelle keine neuerlichen Gespräche geben könne. Frühestmöglicher Termin für eine sechste Verhandlungsrunde wäre damit der Samstag.

Die Gewerkschaft verlangt sechs Prozent mehr Geld und Möglichkeiten zur Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden. Bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder sollen nach ihrer Vorstellung einen Teilausgleich für entgangenen Lohn erhalten, was die Arbeitgeber strikt ablehnen. Sie verlangen zudem, das verfügbare Arbeitsvolumen zu erhalten.

Bis einschliesslich Freitag sollen nach jüngsten Zählungen an die 275 Betriebe im gesamten Bundesgebiet bestreikt werden, ohne dass zuvor eine Urabstimmung stattgefunden hätte. Die IG Metall hatte nach eigenen Angaben nur die Beschäftigten in den betroffenen Betrieben gefragt und dort jeweils klare Mehrheiten für die Aktionen erhalten. Die Teilnehmer bekommen im Unterschied zu kürzeren Warnstreikaktionen von der Gewerkschaft einen finanziellen Ausgleich für Lohnverluste./cht/DP/zb