Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Die kräftige Erholung vom Vortag hat sich am Donnerstag an der Wall Street nur zum Start fortgesetzt. Zur New Yorker Mittagszeit liegen die Indizes auf breiter Front im Minus mit bis zu 1,1 Prozent. Der Dow-Jones-Index zeigt sich mit einem Abschlag von nur 0,1 Prozent auf 33.848 Punkte relativ widerstandsfähig.

Im Fokus stehen weiter der Krieg in der Ukraine und das Thema Inflation. Nur geringe Hoffnungen richten die Akteure an den Märkten angesichts der fortgesetzten russischen Angriffe auf die laufenden Gespräche der Kriegsparteien. Zugleich ist Russlands Präsident Putin in einem Telefonat mit Frankreichs Präsident Macron offenbar in keiner Weise von seinem Standpunkt abgerückt und droht stattdessen mit weiteren Forderungen. Zudem zeigte er sich sicher, seine Ziele im Ukraine-Krieg zu erreichen. Von Macron hieß es zu dem Gespräch, es habe nichts gegeben, was beruhige.

US-Notenbankchef Jerome Powell, der am Mittwoch mit seinem Vorschlag einer nur kleinen Zinserhöhung um 25 Basispunkten in zwei Wochen noch für gute Stimmung gesorgt hatte, warnte derweil bei einem neuerlichen Auftritt, dass der Krieg in der Ukraine wahrscheinlich kurzfristig die Inflation ankurbeln werde. Daneben würden durch den Krieg die Probleme in der globalen Versorgungskette verschärft, was zu weiteren Inflationsproblemen führe.

Konjunkturseitig sind die Signale des Tages uneinheitlich. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigten eine etwas deutlichere Abnahme als erwartet und stimmen nach den am Mittwoch veröffentlichten Arbeitsmarktdaten des Dienstleisters ADP optimistisch für die offiziellen Daten am Freitag. Allerdings bringt ein robuster Arbeitsmarkt auch tendenziell inflationstreibende Effekte mit sich. In die gleiche Kerbe schlagen höher als gedacht ausgefallene Lohnstückkosten im vierten Quartal 2021.

Während außerdem die Auftragseingänge in den USA im Januar deutlich höher ausfielen als erwartet, sank der Einkaufsmanagerindex (ISM) für den Dienstleistungssektor im Februar unerwartet deutlich.


   Sichere Häfen favorisiert 

Trotz der Aussicht auf steigende Zinsen zur Eindämmung der Inflation geben die Marktzinsen nach dem massiven Anstieg am Vortag aber wieder nach, weil die Anleger angesichts der Lage in der Ukraine sicheren Häfen wie Anleihen den Vorzug geben. Die Zehnjahresrendite sinkt um knapp 3 Basispunkte auf 1,85 Prozent.

Der Dollar zieht kräftig an, der Dollarindex steigt fast um ein halbes Prozent. Auch der Franken und der Yen profitieren wieder von ihrem Ruf als sichere Häfen, beide können sich zum Dollar behaupten. Der Euro ist mit 1,1049 Dollar so billig wie zuletzt im Mai 2020. Nach Ansicht der Commerzbank preist der Markt beim Euro wegen des Krieges Erwartungen an künftige Zinserhöhungen etwas aus.


   Vorsichtige Kehrtwende bei den Ölpreisen 

Der Anstieg der Ölpreise ist zunächst gestoppt. Auslöser für den Richtungswechsel nach neuen Zehnjahreshochs in frühen Tagesverlauf sind Nachrichten, wonach die Verhandlungen mit Iran über eine Wiederbelebung des Atomabkommens Fortschritte machen sollen. Damit könnten bald Sanktionen gegen Iran aufgehoben werden und wieder iranisches Öl auf den Markt kommen, so die Spekulation. JP Morgan spricht von zusätzlichen 1 Millionen Barrel täglich in den nächsten beiden Monaten.

Verwiesen wird derweil auch darauf, dass sich die Opec+-Länder am Mittwoch darauf verständigt hatten, wie geplant die Fördermengen weiterhin jeden Monat um 400.000 Barrel pro Tag zu erhöhen, zumal der Ölmarkt aktuell in einem guten Gleichgewicht gesehen werde. Am Vortag hatte das den Anstieg der Ölpreise freilich noch kalt gelassen.


   Best Buy und Bilibili gesucht 

Am Aktienmarkt kann sich das Papier des Elektronikeinzelhändlers Best Buy mit einem Plus von 8,2 Prozent der negativen Tendenz entziehen. Das Unternehmen hat im vierten Quartal mehr verdient als erwartet. Bilibili verlieren 7,7 Prozent, nachdem der chinesische Anbieter von Videospielen einen überraschend hohen Verlust vermeldete und mit der Umsatzprognose leicht enttäuschte.

Ein enttäuschender Ausblick lässt die Aktie des Cloudsoftware-Anbieters Snowflake um rund 16 Prozent einbrechen.

Tesla geben um 2,6 Prozent nach. Tesla-Chef Elon Musk hat seinen Widerstand gegen die Organisation der Belegschaft in der US-Autogewerkschaft UAW aufgegeben.

Der Datenplattformbetreiber Splunk (+7,8%) steigerte im Berichtsquartal den Umsatz und wies einen geringeren Verlust als erwartet aus. Der Experte für Identitätsmanagemnt Okta (-11,1%) schnitt im Schlussquartal zwar ebenfalls besser als befürchtet ab, kündigte aber hohe Investitionen an, die das Ergebnis belasten dürften.


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INDEX                 zuletzt          +/- %         absolut      +/- % YTD 
DJIA                33.848,58          -0,1%          -42,77          -6,9% 
S&P-500              4.372,20          -0,3%          -14,34          -8,3% 
Nasdaq-Comp.        13.602,50          -1,1%         -149,52         -13,1% 
Nasdaq-100          14.106,11          -1,0%         -137,59         -13,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit            Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                1,52      +0,8        1,51       79,0 
5 Jahre                1,73      -2,1        1,76       47,4 
7 Jahre                1,81      -3,0        1,84       37,2 
10 Jahre               1,85      -2,8        1,88       33,8 
30 Jahre               2,22      -3,0        2,25       32,3 
 
DEVISEN               zuletzt          +/- %    Do, 8:24 Uhr  Mi, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1039          -0,7%          1,1102         1,1091   -2,9% 
EUR/JPY                127,66          -0,6%          128,40         128,26   -2,5% 
EUR/CHF                1,0165          -0,7%          1,0203         1,0234   -2,0% 
EUR/GBP                0,8287          -0,1%          0,8277         0,8312   -1,4% 
USD/JPY                115,65          +0,1%          115,65         115,65   +0,5% 
GBP/USD                1,3321          -0,6%          1,3406         1,3345   -1,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,3242          +0,0%          6,3227         6,3237   -0,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             42.239,48          -4,2%       43.347,15      44.347,12   -8,6% 
 
ROHOEL                zuletzt      VT-Settl.           +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              110,74         110,60           +0,1%           0,14  +48,7% 
Brent/ICE              113,59         112,93           +0,6%           0,66  +47,4% 
 
METALLE               zuletzt         Vortag           +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.928,78       1.928,89           -0,0%          -0,11   +5,4% 
Silber (Spot)           25,03          25,25           -0,9%          -0,22   +7,4% 
Platin (Spot)        1.082,46       1.074,49           +0,7%          +7,97  +11,5% 
Kupfer-Future            4,73           4,66           +1,5%          +0,07   +5,9% 
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March 03, 2022 12:45 ET (17:45 GMT)