MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der IT-Spezialist Cancom blickt wegen größer gewordener Probleme in der Lieferkette und beim Konjunkturumfeld nicht mehr so optimistisch auf das laufende Jahr. "Leider mussten wir nun aufgrund der Situation in der Lieferkette für IT-Hardware die Prognose defensiver ausrichten", sagte Cancom-Chef Rudolf Hotter laut Mitteilung vom Dienstagabend. Für Umsatz und operatives Ergebnis erwartet das im MDax notierte Unternehmen jetzt ein "deutliches Wachstum". Bislang hatte der Konzern mit einem "sehr deutlichem Wachstum" gerechnet. An der Börse sorgte das für einen Absturz der Aktie, die auf den tiefsten Stand seit November 2020 abrutschte.

"Die Liefersituation im IT-Markt hat sich entgegen unserer Erwartung weiter verschlechtert, zum Beispiel durch die Lockdowns in Asien", erklärte Hotter. Zudem führe das veränderte politische Umfeld zu Verzögerungen bei Aufträgen im öffentlichen Sektor in Deutschland. Im ersten Quartal sank der Umsatz um knapp elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf etwas mehr als 300 Millionen Euro. Da der operative Gewinn vor allem vom Dienstleistungsgeschäft abhängt, war dieses nicht so stark von den Lieferengpässen beeinträchtigt. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg deshalb um sechs Prozent auf rund 27 Millionen Euro.

Das Unternehmen mit seinen rund 4000 Mitarbeitern will die detaillierten Zahlen für das erste Quartal am 12. Mai veröffentlichen. Die gesenkte Prognose und die Eckdaten führten am Finanzmarkt zu massiven Verkäufen. Die Aktie sackte um bis zu gut 14 Prozent auf 38,44 Euro ab und fiel damit auf den tiefsten Stand seit etwas mehr als eineinhalb Jahren. Nach der starken zweiten Hälfte des vergangenen Jahres und den noch im März ausgegebenen optimistischen Zielen des Unternehmens seien die aktuellen Äußerungen nun "sehr enttäuschend", schrieb Jefferies-Analyst Martin Comtesse.

Seit dem Rekordhoch von 64,82 Euro Ende November 2021 ging es inzwischen fast 40 Prozent nach unten. In den vergangenen zehn Jahren gehört das Papier mit einem Plus von rund 570 Prozent allerdings zu den größten Gewinnern unter den deutschen Standardwerten. Allerdings hinkt Cancom damit dem Konkurrenten Bechtle hinterher. Dessen Anteile verteuerten sich in diesem Zeitraum um rund 650 Prozent. Auch in puncto Börsenwert hat Bechtle mit 5,4 Milliarden Euro deutlich die Nase vorn; Cancom ist 1,5 Milliarden Euro wert./zb/mis/eas