KÖLN (dpa-AFX) - Die anhaltenden Niedrigzinsen kosten die deutschen Lebens- und Rentenversicherungskunden zunehmend Rendite. In der privaten Rentenversicherung sinkt die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung in diesem Jahr von durchschnittlich 3,16 auf 2,86 Prozent, wie aus einer am Donnerstag vorgestellten Studie der Ratingagentur Assekurata hervorgeht. Besserung ist nicht in Sicht: "Wir rechnen mit weiter rückläufigen Überschussbeteiligungen", sagte Assekurata-Chef Reiner Will.

Die Kürzungen treffen besonders Verträge, die in den vergangenen zwölf Jahren abgeschlossen wurden. Kunden mit älteren Verträgen bekommen vielfach eine höhere Rendite, da sie noch von Zinsgarantien von bis zu 4 Prozent profitieren. Mehr als die Hälfte der Kunden können daher noch mit mehr als 3 Prozent laufender Verzinsung rechnen. Für seit Anfang 2015 abgeschlossene Verträge gilt nur noch ein Garantiezins von 1,25 Prozent.

Dabei bezieht sich die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschüssen nur auf den Sparanteil der Beiträge - nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten. "Wer heute eine private Rentenversicherung mit 1,25 Prozent Garantiezins abschließt, hat aus heutiger Sicht nach 25 Jahren eine garantierte Beitragsrendite von 0,42 Prozent", sagt Assekurata-Analyst Lars Heermann.

Um derweil die hohen Zinsgarantien für Altkunden abzusichern, stecken die Versicherer Milliarden in die sogenannte Zinszusatzreserve. Nach Berechnungen der Assekurata mussten sie seit 2011 mehr als 30 Milliarden Euro in diesen Puffer schieben, davon allein 10 Milliarden im vergangenen Jahr. 2016 dürften weitere 12 Milliarden Euro fällig werden, schätzt Will. Getragen werde dies faktisch von denjenigen Kunden, deren Verträge geringere Zinsgarantien vorsähen.

Doch auch die Altkunden müssen bei der Rendite Federn lassen. Betrachtet man alle klassischen Vertragsarten wie Riester-, Rürup- sowie private Renten- und Lebensversicherungen mit hohen und niedrigen Garantien, sinkt die laufende Verzinsung laut Assekurata in diesem Jahr von 3,32 auf 3,11 Prozent.

Versicherer wie Allianz oder die Munich-Re-Tochter Ergo versuchen der Misere an der Zinsfront mit neuartigen Vertragsmodellen ohne klassischen Garantiezins zu begegnen. Sie sollen den Kunden weniger Sicherheit, aber dafür höhere Renditechancen bieten. Doch auch bei solchen Verträgen geht es 2016 mit der Rendite abwärts - nämlich im Schnitt wohl von 3,15 auf 2,84 Prozent.

Damit werfen die neuartigen Verträge sogar etwas weniger ab als die klassischen. Analyst Heermann erklärt dies damit, dass sich vor allem Anbieter mit einer eher niedrigen Überschussbeteiligung auf die neuen Produkte verlagern. Im Vergleich zu herkömmlichen Verträgen dieser Anbieter seien die neuen Produkte für die Kunden im Schnitt allerdings rentabler. Ein direkter Vergleich der Renditen sei dort aber schwierig, sagt Heermann. Die Garantien und Bedingungen sowie die Anlagepolitik seien von Versicherer zu Versicherer sehr unterschiedlich./stw/jha/stb