Die Debatte sei "extrem unsachlich" und viel zu emotional, monierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Mittwoch in Berlin. "Da werden nicht Kunden verkauft, da werden nicht Verträge verkauft, da werden in der Regel Unternehmen verkauft", sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Die Abgabe von klassischen Lebensversicherungs-Policen sei "völlig legal und völlig legitim". Allerdings müsse man mit der Politik und den Kunden im Gespräch bleiben, um Missverständnisse auszuräumen. "Wir leben vom Vertrauen unserer Kunden", betonte Weiler.

Wegen der niedrigen Zinsen fällt es Lebensversicherern zunehmend schwerer, die hohen Renditen zu erwirtschaften, die sie ihren Kunden einst versprochen haben. Einige stellen das Neugeschäft sogar ein. Zuletzt loteten deshalb Ergo und die Deutschland-Tochter der italienischen Generali aus, ob sich ihre alten Lebensversicherungsbestände verkaufen lassen. Ergo hat diese Pläne inzwischen aufgegeben und wickelt die rund sechs Millionen klassischen Policen weiter selbst ab. Axa Deutschland kündigte am Dienstag an, die 260.000 Verträge der Pensionskasse Pro bAV mit Kapitalanlagen von knapp drei Milliarden Euro an den Abwickler Frankfurter Leben zu veräußern.

Bundespolitiker hatten sich jüngst kritisch zum Verkauf von Lebensversicherungs-Beständen ("Run-Off") geäußert. Vertreter der Union sprachen von "Vertrauensbruch" gegenüber den Kunden. GDV-Präsidiumsmitglied Markus Faulhaber betonte, ein Verkauf könne für Kunden Vorteile bringen - wenn andere Anbieter das Portfolio kostengünstiger abwickelten und die Versicherten dann daran beteiligten.

Wegen der Mini-Zinsen basteln viele Lebensversicherer an neuen Policen. So verlieren klassische Produkte mit lebenslangen Garantien für die Kunden an Attraktivität. Der Verband betonte, die Unternehmen könnten ihre Verpflichtungen trotz erschwerter Bedingungen erfüllen. "Für irgendwelche Crash-Szenarien besteht überhaupt kein Grund", sagte Faulhaber, der Chef von Allianz Leben ist. Das Geschäft mit Lebensversicherungen sank im vergangenen Jahr um 0,1 Prozent auf 90,7 Milliarden Euro. Die gesamten Beitragseinnahmen stiegen um 1,7 Prozent auf 198 Milliarden Euro und sollen 2018 um weitere 1,3 Prozent wachsen.