Die Grand Chip Investment (GCI) beteuerte am Dienstag zwar, ihre Übernahmepläne nicht aufzugeben. "Das Schreiben des BMWi führt aus sich heraus nicht zu einer Beendigung der Übernahme-Offerte", teilte GCI mit. Doch Experten sehen eher schwarz.

Malte Schaumann vom Bankhaus Warburg erklärte: "Es ist aus heutiger Sicht sehr unsicher, ob der Deal klappt." Tim Wunderlich von Hauck & Aufhäuser geht noch einen Schritt weiter: "Ich sehe eine ernsthafte Gefahr, dass die Übernahme scheitert." Die deutsche Behörde führe in ihren Bedenken die Sicherheitsrelevanz an. Die könne - wenn nicht in Deutschland - so doch in den USA zu einem Verbot führen. Anfang 2016 hatten die US-Behörden bereits den Verkauf von Lumileds, der Lichtsparte von Philips, an ein Konsortium aus überwiegend chinesischen Investoren wegen Sicherheitsbedenken untersagt.

Aixtron reagierte derweil mit Unverständnis. "Wir haben für jede unserer exportierten Anlagen nach Asien oder in andere Länder bislang bedenkenlos Exportlizenzen erhalten", sagte ein Sprecher. Die Anlagen dienen der Herstellung von Halbleitern zur Produktion von Leuchtdioden (LED), die in der Unterhaltungselektronik, der Autoindustrie und bei industrieller Beleuchtung zum Einsatz kommen. In Asien ist das ein milliardenschwerer Markt, auf dem sich auch amerikanische Konzerne wie Veeco oder Applied Materials tummeln. Die Volksrepublik hat ein milliardenschweres Investitionsprogramm aufgelegt, um die heimische Branche auszubauen.

GCI PRÜFT BEDENKEN DES BMWI

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel widerrief in den vergangenen Tagen überraschend die am 8. September erteilte Unbedenklichkeitserklärung für die Aixtron-Übernahme und will die Sache nochmals unter die Lupe nehmen. GCI teilte dazu mit, das BMWi habe in seiner Erklärung Sicherheitsgründe angegeben. Mit der Übernahme würde GCI demnach auch Technologien erwerben, die in der Rüstungsindustrie eingesetzt werden könnten. GCI werde die Angelegenheit rechtlich prüfen. .

GCI, ein Vehikel der Fujian Grand Investment (FCG), bietet 676 Millionen Euro für den 1983 aus der Aachener Hochschule RWTH hervorgegangenen Chipanlagenbauer mit seinen rund 750 Mitarbeitern. Mit im Boot bei dem Kauf ist die Firma Sino IC Fund Structure, an der unter anderem die chinesische Staatsbank China Development Bank beteiligt ist.

Gabriel beobachtet seit geraumer Zeit die Shoppingtour der Chinesen mit Argusaugen und sieht das Interesse an deutschen Hightech-Unternehmen kritisch. Der SPD-Politiker fordert bessere Instrumente, um unliebsame Firmen-Übernahmen durch ausländische Interessenten, beispielsweise aus China, gegebenenfalls abwehren zu können. "Ich finde, das Außenwirtschaftsrecht in Deutschland und Europa muss novelliert werden, damit wir wenigstens Prüfungsmaßnahmen machen können und im Zweifel mal Nein sagen können", sagte er Ende September. Dabei warf er China unfaire Wettbewerbspraktiken vor, wie etwa umfangreiche Staatshilfen für Firmen. Gabriel, der in der kommenden Woche in die Volksrepublik reist, sieht in China eine Strategie, um sich gezielt in zukunftsträchtige ausländische Firmen einzukaufen.