Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Der Airbus A380 - der weiße Elefant der Lüfte - könnte neues Leben eingehaucht bekommen. Einer seiner Vorzüge: Anders als die Boeing 777X gibt es ihn bereits. Eine der Aktien mit der besten Kursentwicklung in London im Jahr 2022, die sich mehr als verdoppelt hat, ist von einem winziges Unternehmen, das einen einzigen Vermögenswert besitzt: einen der Airbus A380 in der Flotte der Emirates Airline. Der größte Teil der Gewinne kam im Juli zustande, als die in Dubai ansässige Fluggesellschaft zustimmte, das Flugzeug nach Ablauf des Leasingvertrags für rund 25 Millionen britische Pfund, umgerechnet rund 28 Millionen Euro, zu kaufen. Das Geschäft, das in der Woche vor Weihnachten in trockene Tücher kam, verbesserte den erwarteten Liquidationswert der Investmentgesellschaft Doric Nimrod Air One (DNA) massiv.

Damit verbesserten sich auch die Erwartungen für die beiden Schwestergesellschaften Doric Nimrod Air Two (DNA2) und Doric Nimrod Air Three (DNA3), die zusammen elf Airbus A380 besitzen. Diese sind im Rahmen von Verträgen, die im Oktober nächsten Jahres auslaufen, an Emirates vermietet. Zu den Anlegern, die hier eine Chance witterten, gehört Elliott Management, das Beteiligungen von jeweils rund 11 Prozent und 14 Prozent an DNA2 und DNA3 hält. Außerdem gehört der Private-Equity-Gesellschaft eine sechsprozentige Beteiligung an einem komplexeren Vehikel, Amedeo Air Four Plus, das neben dem A380 auch andere an Thai Airways verleaste Flugzeuge besitzt. Vor ein paar Jahren war der A380 schon so gut wie abgeschrieben. Zunächst kündigte Airbus 2019 an, die Produktion des vierstrahligen Flugzeugs einzustellen. Die Verkaufserwartungen konnten angesichts der Konkurrenz durch den 787 Dreamliner von Boeing und den A350 von Airbus - kleinere, aber effizientere zweistrahlige Jets - nie erfüllen werden. Und die Fluggesellschaften begannen, das Flugzeug aus ihren Flottenplänen zu streichen. Dann kam die Pandemie, die den Reiseverkehr dezimierte und viele Fluggesellschaften in den Konkurs trieb.


   Emirates schwört auf den A380 

Die Aktien der Doric Nimrod-Familie litten darunter. Das ursprüngliche DNA-Vehikel wurde vor zwölf Jahren mit dem einzigen Ziel ins Leben gerufen, einen A380 von Emirates zu kaufen und ihn zurückzuleasen. Damals zögerten die etablierteren Flugzeug-Leasinggesellschaften offenbar, sich auf den Großraumflieger einzulassen, da sie sich über dessen Einsatzmöglichkeiten und Restwert nicht im Klaren waren - Sorgen, die sich im Nachhinein als richtig herausstellten. Im vergangenen Jahr jedoch begannen die Menschen wieder international zu fliegen, und Emirates - der größte Verfechter des A380 - hat davon mehr als die meisten anderen profitiert. Das Unternehmen meldete für die sechs Monate bis September einen Gewinn von 1,2 Milliarden US-Dollar, ein Rekord für die erste Jahreshälfte, was vielleicht auch an der Beliebtheit Dubais bei wohlhabenden Russen liegt. Die Fluggesellschaft hat nach und nach eingemottete A380-Flugzeuge wieder in Betrieb genommen. Und sie erklärte auf einer Reisekonferenz in Dubai im vergangenen Monat, dass sie hofft, alle Flugzeuge bis Ende nächsten Jahres aus den Hangars holen zu können, um den Betrieb auf dem Niveau von vor Covid abwickeln zu können.

Aber es geht nicht nur um die Erholung des Reiseverkehrs, die durch eine Rezession aus dem Ruder laufen könnte. Boeings Probleme, zuerst mit der MAX und jetzt mit dem Dreamliner, haben auch den Termin für die Ankunft der 777X, einer erweiterten Version des Boeing-Flaggschiffs 777, auf die Emirates zählte, um den A380 auslaufen zu lassen, immer wieder verschoben. Das neue Flugzeug wird nun voraussichtlich nicht vor 2025 abheben. Wenn Emirates seine A380-Flugzeuge braucht, sollten die Unternehmen, von denen es sie least, wahrscheinlich besser bewertet werden. Selbst nach dem DNA-Deal implizieren die Aktienkurse der Schwestergesellschaften einen Restwert von etwa 15 Millionen Dollar für jeden A380, den sie besitzen. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Unternehmen 12 Millionen Dollar pro Flugzeug erhalten, nur um sie in gebrauchtem Zustand zurückzunehmen, anstatt sie gemäß den Leasingbedingungen vollständig zu renovieren.


   Chancen auf noch bessere Renditen 

Sofern Emirates die Jets zurückgibt, dürfte der Schrottwert die 3 Millionen Dollar pro Flugzeug, die nominell auf dem Spiel stehen, locker abdecken. Viel wahrscheinlicher ist, dass Emirates mit den Eigentümern der Flugzeuge über eine Verlängerung der Leasingverträge oder den Kauf der Flugzeuge verhandelt, was die Aussicht auf bessere Renditen eröffnet. Richard Evans, Mitbegründer des texanischen Hedgefonds Mara River Capital, der Aktien von DNA3 besitzt, weist auf die vorteilhafte Schieflage einer Investition mit einer Untergrenze für potenzielle Verluste und einer steigenden Wahrscheinlichkeit von Gewinnen hin. Der Haken an der Sache ist, dass es schwer zu sagen ist, wie hoch die Gewinne ausfallen könnten. Die rund 30 Millionen Dollar von DNA1 sind ein beruhigender Datenpunkt, aber dies ist kein normaler Markt. Emirates ist die einzige Fluggesellschaft, die wirklich auf das Flugzeug angewiesen ist, was ihr eine erhebliche "Monopol"-Verhandlungsmacht verleiht. Was erhält man, wenn ein wohlhabender Käufer ein gebrauchtes Produkt benötigt, aber sonst niemand? Vermutlich mehr als Schrott - aber himmelhoch dürften die Gewinne aus dem Geschäft auch nicht wachsen.

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January 03, 2023 09:42 ET (14:42 GMT)