Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Adidas bekommt möglicherweise den derzeitigen Puma-Chef Björn Gulden als neuen CEO. Wie der Sportartikelhersteller mitteilte, ist die Adidas AG "in Gesprächen" mit Gulden "als möglichem Nachfolger von Kasper Rorsted". Darüber hinaus will sich Adidas zum jetzigen Zeitpunkt einem Unternehmenssprecher zufolge nicht äußern. Die Kursreaktion nahm die Entscheidung vorweg. Als bekannt wurde, dass Gulden seinen Posten bei Puma zum Jahresende aufgibt, wurde über einen Wechsel zu Adidas spekuliert. Entsprechend gewann die Adidas-Aktie in der Spitze knapp 29 Prozent, die Puma-Aktie verlor bis zu 11 Prozent.

Im Falle eines Wechsels würde Puma-CEO Gulden in Herzogenaurach von der Zentrale der weltweiten Nr. 3 in die Zentrale der Nr. 2 der Sportartikelhersteller weltweit hinter Nike wechseln.

Beide Konzerne, die gemeinsame Wurzeln haben, sind derzeit im DAX börsennotiert.

Gulden, Norweger und ehemaliger Profi-Fußballer, hatte zuvor angekündigt, seinen Vertrag bei Puma, der zum 31. Dezember 2022 nach neun Jahren endet, nicht verlängern zu wollen. Puma hat zum 1. Januar 2023 CCO Arne Freundt zum neuen CEO ernannt. Er bekommt einen Vertrag für vier Jahre.

Adidas-Chef Kasper Rorsted, den Gulden beerbt, hat im August angekündigt, dass er seinen Posten 2023 abgeben wolle. Der Däne Rorsted steht seit 1. Oktober 2016 an der Spitze bei Adidas, sein Vertrag war erst Anfang August 2020 bis Ende Juli 2026 verlängert worden. Rorsted kam vom Düsseldorfer Konsumgüterkonzern Henkel zu Adidas.

Im Falle eines Wechsels wird Gulden bei Adidas einige Herausforderungen zu lösen haben. Adidas stand zuletzt wesentlich schlechter da als die kleinere Puma SE. Zwar hat CEO Rorsted es geschafft, die im Adidas-Schatten lange kriselnde Fitnessmarke Reebok in neue Hände zu geben, der Verkauf wurde im März 2022 abgeschlossen, die Marke hat den Adidas-Konzern nach 15 Jahren verlassen.

Allerdings wackelt nach mehreren Gewinnwarnungen bei Adidas die Mittelfristprognose bis 2025, inmitten der durch Rezession und Inflation, Nachfrageeinbruch in China sowie hohe Lagerbestände unter Druck stehenden Sportartikelbranche. Die Prognose hatte Rorsted im März 2021 unter anderen Vorzeichen ausgegeben.

Erst im Oktober hat Adidas die Margenprognose für das Geschäftsjahr zum dritten Mal in drei Quartalen gesenkt, die Ziele für den Nachsteuergewinn zum zweiten Mal, aber sehr deutlich. Beim Umsatzplus erwartet Adidas nun den unteren Rand der im Juli gesenkten Prognose. Zudem hat der Konzern kürzlich die jahrelang erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Rapper/Designer Kanye West (Ye) für die Kollektion Yeezy mit sofortiger Wirkung beendet, was den Nachsteuergewinn im fortgeführten Geschäft 2022 nun auf bis zu 250 Millionen Euro fast halbieren könnte. Grund waren Wests jüngste antisemitische Äußerungen und Hassreden.

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(END) Dow Jones Newswires

November 04, 2022 11:14 ET (15:14 GMT)