Emmenbrücke (awp) - Accu kommt nicht zur Ruhe. Nun steht die Tochter RCT Hydraulic Tooling AG (RCT) nach dem Verlust eines Grosskunden vor dem Aus. Eine langjährige Geschäftsbeziehung sei nach intensiven Gesprächen beendet worden, und Accu prüfe nun die Einstellung der Aktivitäten, teilt das Unternehmen am Mittwoch mit. Zuletzt wurde die Zahl der Mitarbeitenden mit 75 angegeben.

Aufgrund der Bedeutung des Grosskunden und der schon länger andauernden Schwierigkeiten, die Auftragslage auf eine breitere Basis zu stellen und die Tochter wieder profitabel auszurichten, werde es schwierig, die Aktivitäten weiterzuführen, heisst es in dem Communiqué weiter. Accu evaluiere daher Lösungen für eine Einstellung dieser Aktivitäten.

In Medienberichten kursierten kürzlich Gerüchte, dass Bosch die Verträge nicht verlängert habe und diese per Ende Juni ausliefen. Auch hätten Mitarbeitende das Unternehmen wegen ausstehender Lohnzahlungen betrieben. RCT zählt auf der Internetseite auch Liebherr oder Linde Material Handling als Referenzkunden.

VERLUSTQUELLE ELIMINIERT

Accu habe in Bezug auf die Verpflichtungen von RCT Patronatserklärungen respektive Garantien ausgestellt, so das Unternehmen weiter. Ob sich daraus Verpflichtungen ergeben, bleibe zu prüfen. Mit einer Einstellung der Aktivitäten von RCT werde für die Accu Gruppe eine mehrjährige Verlustquelle eliminiert, so das Communiqué.

Accu hatte in seiner Guidance für 2016 im März bei RCT einen Umsatz von etwa 10 Mio erwartet bei einem Gruppenumsatz von über 150 Mio. Das wären rund 45% weniger als im Vorjahr, da ein Hauptkunde der RCT das Abrechnungsmodell geändert habe, wie es hiess.

PRODUKTION IN BALSTHAL

Das 2003 gegründete Unternehmen ist als Outsourcing-Fertiger auf die Bearbeitung von Hydraulikkomponenten spezialisiert. Seit Dezember 2011 gehört RCT nach der Übernahme von 70% des Aktienkapitals zur Accu Holding. Die Produktion ist am Standort Balsthal SO angesiedelt. Im Dezember 2015 wurden rund 30% des aktuellen Produktionsvolumens zur slowakischen RCT Hydraulic Tooling verlagert.

In den letzten Wochen hatte bei Accu der Rücktritt von CEO und VRP Marco Marchetti aufgrund des von der Staatsanwaltschaft Zürich laufenden Untersuchungsverfahrens das Unternehmen belastet und zur Verschiebung einer geplanten Kapitalerhöhung geführt. Gegen den Accu-Gründer und Mehrheitsaktionär wird wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung und Urkundendelikte ermittelt. Marchetti ist ebenfalls Geschäftsführer von RCT.

Wegen der Probleme hat das Unternehmen bislang keinen Geschäftsbericht 2015 vorgelegt. Am Vorabend hatte die SIX eine entsprechende Fristerstreckung bis am 17. Juni genehmigt.

yr/rw