Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 6. Februar, das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2023. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zwölf Analysten beigetragen.

Q4 2023E
(in Mio USD)                AWP-Konsens     Q4 2022A*
            
Geschäftsertrag               11'170           8029
Geschäftsaufwand              10'909           6085
Gewinn vor Steuern (adj.)        437            ---
Gewinn vor Steuern               -57            1937
Konzernergebnis                 -498            1653

                                2023E          2022A
(in USD)
Dividende je Aktie              0,58             0,55
* nur UBS

FOKUS: Das Schlussquartal 2023 ist das zweite Geschäftsquartal, in dem die CS vollständig zur UBS gehört. Ein Vergleich der Ertrags- und Gewinnzahlen mit den Zahlen der alten UBS im letzten Jahr ist daher wenig sinnvoll. Angesichts der grossen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Fusion bzw. der Integration der CS in die UBS gehen die Schätzungen von Analysten vor allem bei den nicht-adjustierten Zahlen relativ weit auseinander, entsprechend sind die Konsenszahlen ebenfalls wenig aussagekräftig.

Unter dem Strich dürfte im Quartal ein negatives Ergebnis resultieren - die Schätzungen reichen von einem kleinen Minus bis zu einem Verlust von 1,3 Milliarden US-Dollar. Die operative Performance der Grossbank ist besser aus den bereinigten Zahlen abzulesen - also ohne ausserordentliche Posten wie Integrations- und Restrukturierungskosten. Laut Analystenkonsens soll die UBS einen bereinigten Gewinn vor Steuern von rund einer halben Milliarde erzielen. Das UBS-Management selbst hatte Anfang November ein insgesamt positives Vorsteuerergebnis für das zweiten Halbjahr 2023 in Aussicht gestellt (Q3 +844 Mio USD).

Neben der Zahlenvorlage hat das Team unter CEO Sergio Ermotti für den Dienstag einen Dreijahres-Strategieplan mit finanziellen Zielen angekündigt. Vor allem eine Orientierung über die mögliche mittelfristige Entwicklung der Erträge und der verwalteten Vermögen sowie der Kosteneinsparungen und Integrationskosten wurden in Aussicht gestellt.

Zumindest von aussen gesehen kommt die UBS-Führung mit der Integration schnell voran. Im dritten Quartal etwa wurden bereits Integrationskosten in der Höhe von 2,1 Milliarden Dollar verbucht. Und das eigentlich bis Jahresende 2023 gesteckte Kosteneinsparungsziel war Ende September schon erreicht. Bis Ende 2026 will die UBS die jährlichen Kosten um mehr als 10 Milliarden Dollar senken im Vergleich zu 2022.

Von Interesse ist auch der Fortgang des Personalabbaus im Schlussquartal. In der Schweiz hatte CEO Sergio Ermotti im vergangenen August von rund 3000 Kündigungen gesprochen. Im gesamten Konzern fielen in den ersten neun Monaten 2023 bereits rund 13'000 Stellen weg, womit die Grossbank in Vollzeitstellen gerechnet per Ende September noch knapp 116'000 Arbeitsplätze aufwies.

Konkretere Zeitvorgaben könnten auch zur Zusammenlegung der rechtlichen Einheiten von UBS und Credit Suisse gegeben werden, die zu den wichtigen Meilensteinen für 2024 zählt. Diese ist eine Voraussetzung für weitere Optimierungsschritte in Bezug auf Kosten und Kapital und auch für den im laufenden Jahr geplanten Zusammenschluss von UBS Schweiz und CS Schweiz. Laut den Plänen soll die CS Schweiz dann bis 2025 schrittweise in die UBS-Systeme überführt werden.

Beobachter erhoffen sich zudem weitere Details zur Abwicklung jener CS-Geschäfte, welche die UBS nicht behalten will. Diese sind in einer "Bad Bank" mit dem Namen "Non-Core and Legacy" zusammengefasst. Bis Ende September 2023 sanken die sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) in der Abwicklungseinheit auf noch 77 Milliarden Dollar. Bis Ende 2026 sollen diese auf unter 30 Milliarden abgewickelt werden.

Auch wie es mit den Aktienrückkäufen weitergeht, wird am Dienstag Thema sein (Details siehe Rubrik PRO MEMORIA).

Generell wird auch die operative Entwicklung der Bank ein Thema sein. So erwarten etwa die Analysten der ZKB Aussagen über allfällige Verbesserungen des operativen Umfelds und über die Stimmung der Kunden. Von Interesse ist insbesondere, ob das Deleveraging bei den Vermögensverwaltungskunden zu einem Ende gekommen ist. Mit Interesse dürften auch die Aussichten für M&A-Transaktionen und generell die Pipeline der Investment Bank aufgenommen werden.

ZIELE: Die UBS hat Ende August 2023 Mittelfristziele bis Ende 2026 kommuniziert und diese Anfang November bestätigt. Diese lauten wie folgt:

. Bereinigte Rendite auf das harte Kernkapital (RoCET1):
  ~15% (Q3: -4,0%, bereinigt +1,1%)

. Bereinigte Cost-Income-Ratio:
  <70% (Q3: 99,6%, bereinigt 89,3%)

. Brutto-Kosteneinsparungen:
  >10 Mrd USD im Vergleich zu 2022

Angestrebte Kapitalquoten während der Integration bis 2026:

  . Kapitalquoten:
    - Harte CET1-Kernkapitalquote ~14% (Q3: 14,4%)
    - CET1 Leverage Ratio von >4,0% (Q3: 4,9%)

PRO MEMORIA:

AKTIENRÜCKKÄUFE: Die Grossbank will auch nach der Übernahme der CS steigende Dividenden auszahlen sowie überschüssiges Kapital über Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführen, wie CEO Ermotti zuletzt Anfang November betonte. Die Aktienrückkäufe sind derzeit allerdings wegen der CS-Übernahme auf Eis gelegt.

Die ZKB rechnet mit einer Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar. Die Analysten von KBW gehen davon aus, dass die Grossbank im zweiten Halbjahr 2 Milliarden US-Dollar zurückkaufen wird. Andere Beobachter sind bedeutend skeptischer. Allenfalls könnte die Gruppe 2025 einige Aktienrückkäufe tätigen, aber das Potential sei gering, weil der Kapitalaufbau langsam vonstattengehen dürfte, schreibt etwa die Experten von Barclays. Erst 2027 könnten ihrer Meinung nach die Rückkäufe wieder ein ähnliches Niveau wie vor der CS-Akquisition erreichen.

MANAGEMENT: Vor rund einer Woche wurde eine neue Leitung für das UBS-Asset Management ernannt. Die bisherige Leiterin Suni Harford trat zurück, Aleksandar Ivanovic übernimmt per Anfang März das Amt. Er ist derzeit noch im Bereich Asset Management Leiter der Regionen Schweiz und EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) und "Head Client Coverage".

Zudem übernimmt Beatriz Martin Jimenez die bisher von Suni Harford ausgeübte Funktion als Verantwortliche für "Sustainability and Impact" auf Konzernleitungsstufe. Dies zu ihren bisherigen Aufgaben als "Head Non-Core and Legacy" - also der "Abwicklungseinheit", "President EMEA" und "UK Chief Executive". Martin Jimenez ist seit 2012 bei der UBS. Zuletzt wurde sie auch als mögliche Nachfolgerin von Ermotti gehandelt.

AKTIONARIAT: Vor einigen Monaten ist der aktivistische Investor Cevian bei der UBS eingestiegen. Die Investmentgesellschaft aus Schweden hat einen Anteil von 1,3 Prozent im Wert von damals 1,2 Milliarden Euro gekauft. Cevian-Mitgründer Lars Förberg liess verlauten, dass die UBS-Aktie 50 Franken wert sei, wenn die Bewertungslücke zur US-Bank Morgan Stanley geschlossen werde.

STELLENABBAU: In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Medienberichte über Abbauwellen in der Investment Bank und in weiteren Bereichen der Grossbank gegeben. So wurden etwa im Herbst offenbar jeweils hunderte von Investment-Banking-Stellen in London und New York gestrichen. Viele Angestellte haben sich angesichts der Unsicherheiten auch selbst nach einem neuen Arbeitgeber umgesehen.

RECHTSFÄLLE: Die UBS hat noch zahlreiche offene Rechtsfälle. Die Liste hat sich mit der Übernahme der CS noch verlängert. Ein bedeutender Fall ist der Steuerprozess in Frankreich: Am 16. November 2023 hat das oberste Gericht des Landes das Verfahren zurück zur Vorinstanz geschickt. An der grundsätzlichen Verurteilung der UBS wegen rechtswidriger Kundenanwerbung und schwerer Geldwäscherei hielt der Kassationshof fest. Die UBS habe zwischen 2004 und 2012 illegal um reiche Franzosen geworben und die Kunden dazu bewegen wollen, Schwarzgeldkonten in der Schweiz zu eröffnen.

Neu verhandelt werden müssen allerdings die Strafzahlungen und die zivilrechtlichen Schadenersatzzahlungen. Die Vorinstanz, das Berufungsgericht hatte die UBS im Dezember 2021 zu einer Zahlung von insgesamt gut 1,8 Milliarden Euro. Darin enthalten ist eine Busse in der Höhe von 3,75 Millionen, die Einziehung von 1 Milliarde Euro und eine zivilrechtliche Schadenersatzzahlung von 800 Millionen. Die UBS hatte dagegen Rekurs eingelegt. Sie für den Fall 1,1 Milliarden Euro zurückgestellt. Experten rechnen mit dem Beginn des neuen Prozesses im Frühjahr.

Von den anderen offenen grösseren Rechtsstreitigkeiten in jüngster Zeit hat die UBS drei (RMBS, Archegos, Mosambik) zu Ende gebracht - zwei davon hatte sie von der CS geerbt. Ausstehend sind etwa noch Klagen von ehemaligen CS-Kleinaktionären im Zusammenhang mit der Übernahme durch die UBS und dem damals gezahlten Kaufpreis. Und auch die vollständige Abschreibung der CS-AT1-Anleihen im Zuge der Not-Übernahme - angeordnet durch die Finma - könnte noch rechtlicher Ärger bringen.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert aktuell (Freitag 14 Uhr) mit 25,42 Franken etwas unter dem kurz vor Jahresende erreichten Mehrjahres-Hoch (26,55 Fr.). Im vergangenen Jahr hatte der Titel insgesamt 52 Prozent zugelegt.

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