LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat im vergangenen Jahr von gut laufenden Gesundheitsgeschäften und der Euro-Schwäche profitiert. Umsatz und Gewinn legten im Jahresvergleich kräftig zu. Auch beim Umbau zum reinen Gesundheits- und Agrarchemiekonzern stellten die Leverkusener mit dem Börsengang der Kunststofftochter Covestro <1COV.ETR> Anfang Oktober, einer neuen Organisationsstruktur zum Jahreswechsel sowie dem am Vortag bekannt gegebenen Chefwechsel im Eiltempo entscheidende Weichen. Der scheidende Konzernchef Marijn Dekkers zeigte sich bei seiner letzten Bilanzvorlage für Bayer am Donnerstag in Leverkusen für das laufende Jahr zuversichtlich.

"Wir wollen weiter wachsen, sowohl beim Umsatz als auch bei unserem Geschäftsergebnis. Und das auf Basis eines Rekordjahres", sagte Dekkers. Der Umsatz dürfte inklusive der Kunststoff-Tochter Covestro auf über 47 Milliarden Euro klettern. Das entspreche einem um Währungseinflüsse und Zu- und Verkäufe bereinigten Wachstum im unteren einstelligen Prozentbereich. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten dürfte dabei etwas kräftiger zulegen. Die Steigerung dürfte im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Auch das bereinigte Ergebnis je Aktie dürfte in dieser Größenordnung zulegen. Ohne die voll konsolidierte Tochter wäre das erwartete Umsatzplus etwas höher.

Im vergangenen Jahr profitierte das Dax -Schwergewicht von gut laufenden Gesundheitsgeschäften und der Euro-Schwäche. Der Umsatz legte dank neuerer Medikamente und der positiven Wirkung eines milliardenschweren Zukaufs um gut 12 Prozent auf den Rekordwert von 46,3 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie um Wechselkursschwankungen hätte das Plus aber nur 2,7 Prozent betragen.

Deutlicher waren die Zuwächse bei den Gewinnkennzahlen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten legte um 18,2 Prozent auf 10,27 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieben 4,11 Milliarden Euro - ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten dies in etwa erwartet. Vorbörslich gaben die Aktien als einzige Papiere im Dax allerdings um ein gut ein Prozent nach.

Besonders stark waren die Umsatzzuwächse im Gesundheitsgeschäft. Das Agrarchemiegeschäft legte trotz eines schwächeren Marktumfelds mit den Turbulenzen in den Schwellenländern und der Rezession in Brasilien ebenfalls zu. Die Kunststoff-Tochter Covestro steigerte laut Angaben vom Dienstag bei einem leichten Umsatzplus den Gewinn um mehr als ein Viertel. Bayer wurde mit dem Börsengang zum reinen Anbieter für die Gesundheits- und Agrarwirtschaft. Derzeit hält Bayer aber noch 69 Prozent an Covestro - entsprechend fließt die Gesellschaft noch voll bei Bayer in die Bilanz ein.

Im Gesundheitsgeschäft punktete Bayer im vergangenen Jahr mit neueren Medikamenten. Für Schwung sorgte der Blutverdünner Xarelto, das Augenmittel Eylea, die Krebsmittel Stivarga und Xofigo sowie das Lungenhochdruckmittel Adempas. Der Umsatz dieser Medikamente schnellte auf 4,23 (Vorjahr: 2,9) Milliarden Euro hoch. Zudem profitiert Bayer auch vom gut zehn Milliarden Euro schweren Zukauf rezeptfreier Medikamente vom US-Konzern Merck & Co . Allerdings steckte Bayer auch mehr Geld in Forschung und Entwicklung sowie in die Vermarktung.

Erst am Mittwoch hatte der Traditionskonzern einen fliegenden Wechsel an der Konzernspitze angekündigt: Der ehemalige Finanz- und derzeitige Strategie-Chef Werner Baumann wird zum 1. Mai die Nachfolge von Marijn Dekkers übernehmen. Der 53-jährige galt schon längere Zeit als heißer Kandidat. Nun rückt er aber schneller als erwartet auf. Auch mit der für 2015 geplanten Dividendenerhöhung auf 2,50 (Vorjahr 2,25) Euro je Aktie traf der Konzern am Vortag die Erwartungen./jha/fbr/stk