Das Barometer ihrer Erwartungen für die nächsten sechs Monate stieg im Januar überraschend kräftig um 16 Zähler auf plus 26,7 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 194 Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist der beste Wert seit Juli 2015. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 15 Zähler gerechnet. Auch die Lage bewerteten die Börsianer besser.

Der erneut starke Anstieg der Erwartungen beruhe vor allem auf der jüngsten Einigung im Handelsstreit USA/China, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. "Dies nährt die Hoffnung, dass die aus dem Handelsstreit resultierenden Belastungen für die deutsche Wirtschaft geringer sein werden als zuvor gedacht." Hinzu komme, dass sich die deutsche Wirtschaft 2019 etwas besser entwickelt habe als erwartet. "Der Ausblick hat sich damit zwar aufgehellt, deutet aber nach wie vor auf ein unterdurchschnittliches Wachstum hin." Auch Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank betonte: "Die Zeichen stehen auf Erholung." Deutschland dürfte von einer besseren Investitionslaune weltweit profitieren.

Dennoch gebe es noch einige Hürden. "Die Automobilindustrie ist mit der Umstellung auf die Elektromobilität inmitten eines Strukturwandels", sagte Gitzel. So einen Umbruch bekämen auch deutsche Maschinenbauer zu spüren. Zudem gehe der Brexit "in die Verlängerung - die Aushandlung eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Großbritannien wird alles andere als einfach." Trotz der positiven ZEW-Daten warnte auch Daniela Ordonez vom Analysehaus Oxford Economics vor zu viel Euphorie im gesamten Währungsraum: "Insgesamt bleibt das große Bild eines schwachen Wirtschaftswachstums in der Eurozone bestehen."

Die Bundesbank erkennt allerdings Anzeichen für ein Ende der Talfahrt der deutschen Industrie. Die Notenbank geht davon aus, dass die gesamte Wirtschaftsleistung Ende 2019 weitgehend stagnierte, nach einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent im dritten Quartal.