- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz und Vera Eckert

Der Konzern wolle damit einen aktiven und konstruktiven Beitrag zu einem zügigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland leisten, kündigte Vorstandschef Andreas Schierenbeck am Donnerstag an. "Wir wollen ein Zeichen setzen, dass den Diskussionen der letzten Jahre nun auch Taten folgen." Schierenbeck zufolge strebt der von Umweltschützern ins Visier genommene Versorger einen Ausstieg in mehreren Schritten an. Dadurch solle der Kohlendioxid-Ausstoß bis 2025 nochmal um bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Der Konzern bestätigte damit eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters.

Uniper hatte am Mittwoch angekündigt, den von der Bundesregierung beschlossenen Kohleausstieg zu prüfen und sich bald im Detail dazu zu äußern. Der nun vorgelegt Plan sieht vor, bis Ende 2022 drei Steinkohle-Kraftwerksblöcke in Gelsenkirchen Scholven sowie das Kraftwerk Wilhelmshaven mit einer Gesamtleistung von rund 1.500  Megawatt stillzulegen. Bis spätestens Ende 2025 sollen weitere 1.400 Megawatt an den Standorten Staudinger und Heyden abgeschaltet werden.

VORSTAND INFORMIERT KRAFTWERKSMITARBEITER

Das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4 will Schierenbeck wie geplant im Sommer in Betrieb nehmen und bis zum erlaubten Ende 2038 betreiben. Die rund 1,5 Milliarden Euro teure Anlage ist nach 2025 das einzige Steinkohlekraftwerk Unipers, das hierzulande noch am Netz sein soll. Daneben betreibt Uniper in Deutschland noch Gaskraftwerke sowie mehrere Wasserkraftwerke.In Schweden ist Uniper Mehrheitseigner des Kernkraftwerks Oskarshamn und Minderheitsgesellschafter bei den Kernkraftwerken Ringhals und Forsmark. In Russland setzt Uniper weiter auf Kohlekraft. Die nun angestrebten Stilllegungen entsprechen in etwa der Hälfte der Steinkohlekraftwerks-Kapazitäten des Konzerns in Europa.

Bis 2015 hatte der Versorger bereits Kohlekraftwerke mit einer Leistung von gut 2.400 Megawatt an den Standorten Datteln, Scholven, Knepper, Veltheim und Shamrock stillgelegt, wodurch nach eigener Aussage bis zu 18  Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden.

Uniper zählt in seinen Kohlekraftwerken rund 1000 Beschäftigte. Die Mitarbeiter in den betroffenen Kraftwerken würden am Donnerstag persönlich vom Vorstand über das Vorhaben informiert, sagte ein Unternehmens-Sprecher. Die Gewerkschaft Verdi geht davon aus, dass inklusive Fremdarbeiter mindestens 2000 Arbeitnehmer betroffen sind. Sie will den Vorstand zu Tarifverhandlungen auffordern und den Ausschluss von Kündigungen infolge des Kohleausstiegs erreichen.

Uniper steht wie der Essener Rivale RWE in der Kritik von Umweltschützern. Die ehemalige E.ON-Kraftwerkstochter hatte 2018 rund 59,5 Millionen Tonnen CO2 in die Luft geblasen, RWE etwa doppelt soviel.

Uniper kann für die Stilllegungen in den kommenden Jahren auf Entschädigungen hoffen. Das Kabinett hatte beschlossen, dass nach 2020 eine gewisse Menge an Steinkohle-Leistung festgelegt wird, die vom Netz gehen soll. Dann fordert der Bund die Betreiber auf, Entschädigungsforderungen für die Abschaltung einzureichen. Wer die geringsten Kompensationen verlangt, erhält den Zuschlag zur Abschaltung. Nach 2026 wird gar keine Entschädigung mehr gezahlt und nach Alter zwangsweise außer Betrieb gesetzt.