In der Nacht zu Mittwoch gab ein US-Gericht letztlich grünes Licht für den bereits vor eineinhalb Jahren angekündigten Deal, gegen den das US-Justizministerium Sturm gelaufen war. Nun könnte die Übernahme bereits in der nächsten Woche und damit innerhalb der vorgesehenen Frist abgeschlossen werden. Präsident Donald Trump hatte die Medienfusion bereits während des Wahlkampfs kritisiert. Das Justizministerium hatte angeführt, dass es durch

den Zusammenschluss von AT&T mit Time Warner - unter anderem Heimat von CNN, dem Kabelsender HBO und dem Filmstudio Warner Bros ("Dark Knight", "Wonder Woman", "Harry Potter") - zu höheren Kosten für Konkurrenten und Kunden kommen könne und neue Online-Angebote zögerlicher entwickelt würden.

Beobachter sehen in der Genehmigung des Gerichts - ohne Auflagen - einen Wendepunkt für die Medienindustrie. Diese wird von aufstrebenden Angreifern wie Netflix und Google zunehmend unter Druck gesetzt, die Inhalte selbst produzieren und direkt an Endkonsumenten liefern, ohne teure Kabelverträge abschließen zu müssen. Es wird damit gerechnet, dass die Freigabe nun eine Reihe von Fusionen nach sich zieht. An vorderster Reihe steht das Comcast-Gebot für Teile von Twenty-First Century Fox. "Ich glaube, Unternehmen werden nun viel zuversichtlicher für vertikale Fusionen sein", sagte Anwalt J.B. Heaton über Zusammenschlüsse von Unternehmen mit Zulieferern oder Abnehmern. "Das wird ein Blockbuster-Sommer für Medien-Fusionen", veranschaulichte Strategieberaterin Mary Ann Halford von OC&C.

Die Regierung habe keine ausreichenden Beweise für ihren Einspruch vorgelegt, sagte Richter Richard Leon am Schlusstag des sechswöchigen Prozesses und bezeichnete einige Argumente als "Unsinn" und "hauchdünn". Er empfahl der Regierung, nicht zu versuchen, eine Aussetzung des Urteils zu erwirken. Der Vertreter des Justizministeriums, Makan Delrahim sagte, er müsse das Urteil zunächst lesen, bevor er über einen Widerspruch entscheiden könne.

AT&T, die Time Warner für 85,4 Milliarden Dollar kaufen wollen und dafür eine Menge Schulden aufnehmen, zeigte sich von der Gerichtsentscheidung nicht überrascht. Nach der Fusion kann AT&T die Time-Warner-Inhalte über seinen Streaming-Dienst DirecTV Now laufen lassen. Es wäre das erste Mal für den Telekomkonzern, dass er auch Inhalte anbietet. Reuters-Daten zufolge ist es die viertgrößte jemals getätigte Übernahme in der Unterhaltungsbranche und die zwölftgrößte überhaupt. AT&T will sich damit unabhängiger vom Mobilfunkgeschäft machen, wo kleinere Rivalen wie die Telekom-Tochter T-Mobile US Boden gut machen. Vor gut sieben Jahren hatte AT&T noch T-Mobile US kaufen wollen, die nun wiederum mit dem kleineren Rivalen Sprint fusionieren.