--US-Arbeitsmarkt schafft 517.000 (Prognose: 187.000) Jobs

--Arbeitslosenquote sinkt auf 3,4 Prozent

--Stundenlöhne steigen um 0,3 Prozent

--Erwerbsquote stagniert bei 62,4 Prozent

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Von David Harrison und Andreas Plecko

WASHINGTON (Dow Jones)--Das US-Jobwachstum hat im Januar trotz der Serie von Zinserhöhungen alle Erwartungen gesprengt. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, entstanden in der Privatwirtschaft und beim Staat 517.000 zusätzliche Stellen. Das ist der stärkste Zuwachs seit Juli 2022. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs um 187.000 erwartet. Zugleich sank die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Stand seit 53 Jahren.

Die Angaben für die beiden Vormonate wurden kumuliert um 71.000 Jobs nach oben revidiert: Das Ministerium meldete für Dezember nun ein Stellenplus von 260.000 (vorläufig: 223.000) und für November von 290.000 (vorläufig: 256.000).

Die separat erhobene Arbeitslosenquote sank im Januar von 3,5 auf 3,4 Prozent, die niedrigste Quote seit 53 Jahren. Ökonomen hatten einen Anstieg auf 3,6 Prozent erwartet. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden.

Die sogenannte Erwerbsquote - also der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtheit der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter - stagnierte bei 62,4 Prozent. Die US-Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent auf 33,03 Dollar. Im Jahresvergleich lagen die Löhne um 4,4 (4,6) Prozent höher. Ökonomen hatten ein monatliches Plus von 0,3 Prozent und eine Jahresrate von 4,3 Prozent erwartet.

Jüngste Daten haben ein gemischtes Bild der wirtschaftlichen Lage in den USA gezeichnet. Die Konsumausgaben, die wichtigste Triebfeder des Wirtschaftswachstums, beginnen zu schwächeln. Die Produktionstätigkeit ist rückläufig. Der Preisanstieg lässt nach, was zum Teil auf die Zinserhöhungen der Federal Reserve zurückzuführen ist, mit denen die Wirtschaft gebremst werden soll, um die hohe Inflation zu senken. Das Jobwachstum war hingegen robust geblieben.


   Konsequenzen für die Zinspolitik 

Die US-Währungshüter debattieren darüber, wie stark sie die Zinssätze anheben müssen, um die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen. Eine zu frühe Pause bei den Zinserhöhungen könnte zu einem erneuten Anziehen der Inflation führen, während eine zu starke Anhebung der Zinsen eine Rezession auslösen könnte.

Zuletzt hatte die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent erhöht. Fed-Chef Jerome Powell sagte im Anschluss an die Sitzung, dass er einige weitere Zinserhöhungen für angemessen halte.

Nach Ansicht der Commerzbank-Volkswirte Christoph Balz und Bernd Weidensteiner hat der aktuelle Jobreport das Bild der US-Wirtschaft stark verändert. "Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich in viel besserer Verfassung als zuvor gemeldet", konstatierten sie in einem Kommentar. Dies liege nicht nur an dem starken Beschäftigungsaufbau im Januar, auch die Anstiege in der Vergangenheit seien nach der jährlichen Revision deutlich höher als gedacht gewesen. Die Hoffnung der Fed auf eine Beruhigung des Arbeitsmarkts habe sich nicht erfüllt.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, riet hingegen dazu, von der Arbeitsmarktentwicklung nicht unmittelbar auf die Geldpolitik zu schließen. "Die Fed möchte mit ihrer straffen Geldpolitik primär die hohen Inflationsraten bekämpfen, wenn sich der Arbeitsmarkt weiterhin stabil entwickelt, umso besser", erklärte er. Die Währungshüter könnten auch im Falle einer anhaltenden Vollbeschäftigung von weiteren Zinsanhebungen absehen. Gefahren einer Lohn-Preis-Spirale seien derzeit jedenfalls nicht erkennbar.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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February 03, 2023 09:38 ET (14:38 GMT)