--Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt um 0,3 Prozent

--Volkswirte hatten Bestätigung der ersten Schätzung von 0,1 Prozent erwartet

--Lagerveränderungen liefern Wachstumsbeitrag von 1,4 Punkten

--Privatkonsum mindert Wachstum um 1,8 Punkte

(NEU: Zusammenfassung mit Hintergrund und Kommentaren von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2021 trotz eines abermaligen coronabedingten Lockdowns deutlicher als erwartet gewachsen, was allerdings maßgeblich an Faktoren lag, die nicht unbedingt von Dauer sein werden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in zweiter Veröffentlichung mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Quartalssicht nicht nur um 0,1 Prozent, wie zunächst geschätzt, sondern um 0,3 Prozent.

Für das Jahr 2021 verbessert das die Ausgangsbasis, weil der statistische Überhang etwas höher ausfällt. Mit Blick auf das erste Quartal 2021 fragen sich Volkswirte, welches die Wachstumstreiber sein werden.

Wichtigste rechnerische Wachstumsstütze war im vierten Quartal der Posten "Vorratsveränderungen und ähnliches", der mit 1,4 Prozentpunkten positiv zur Quartalsveränderungsrate des BIP beitrug. Allerdings ist diese Größe mehr oder weniger eine Restgröße, über die man schlecht diskutieren kann, wie Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, meint.


   Lampe: Starker Lageraufbau dürfte sich kaum wiederholen 

Immerhin räumt er ein, dass der starke Lagerbeitrag zu einer Hypothek für das erste Quartal werden könnte, denn: "Ein Lageraufbau in dieser Stärke wiederholt sich meistens nicht." Insgesamt scheint es vor allem die Industrie gewesen zu sein, deren Nachfrage das BIP vor einem Minus im vierten Quartal bewahrte.

Das gilt auch für die Exporte, die um 4,5 Prozent stiegen, woraus abzüglich der Importe ein positiver Wachstumsbeitrag der Nettoexporte von 0,6 Prozentpunkten resultierte. ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht hier auch eine brexitbedingt hohe Nachfrage Großbritanniens nach deutschen Gütern am Werk, deren Wegfall im ersten Quartal im ersten Quartal zu einer Belastung führen würde.


   Commerzbank: Exportanstieg keine Brexit-Story 

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht dagegen keine "Brexit-Story: "Im Oktober und November gab es einen nur moderaten Anstieg der Ausfuhren nach Großbritannien, und im Dezember, als sie eigentlich hätten steigen müssen, sind sie sogar gefallen", gibt er zu bedenken.

Am deutlichsten belastet wurde das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal vom privaten Konsum, der um 3,3 Prozent sank und die BIP-Rate um 1,8 Prozentpunkte minderte. Hier kann sich Lampe-Chefvolkswirt Krüger eine Gegenreaktion im ersten Quartal vorstellen: "Wir werden ja wohl nicht noch einmal einen Rückgang von 3,3 Prozent sehen", meint er. Auch dem Bau traut der Ökonomen einen Wachstumsbeitrag zu. Im vierten Quartal hatte er das Wachstum mit 0,2 Punkten gestützt.

Das nach oben revidierte BIP-Ergebnis des vierten Quartals verbessert die Wachstumsbasis für das Gesamtjahr 2021. Der statistische Überhang erhöht sich auf 1,72 (zuvor: 1,54) Prozent. Lampe-Chefvolkswirt Krüger hob deshalb seine Wachstumsprognose für 2021 auf 3,7 (3,5) Prozent an.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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February 24, 2021 05:54 ET (10:54 GMT)