Nachrichten und Einschätzungen zu dem russischen Angriff und dem Krieg in der Ukraine sowie den Auswirkungen:


Moskau verurteilt EU-Kandidatenstatus als "geopolitische Vereinnahmung" 

Der Kreml hat die Verleihung des EU-Kandidatenstatus an die Ukraine und Moldau als geopolitisches Manöver gegen Moskau verurteilt. Die Entscheidung bestätige, dass "eine geopolitische Vereinnahmung" der ehemaligen Sowjetrepubliken "aktiv vorangetrieben" werde, "um Russland in Schach zu halten", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Freitag. Die EU verfolge damit das Ziel, mit den östlichen Nachbarländern Beziehungen auf der Grundlage eines Abhängigkeitsprinzips zu etablieren. Brüssel wende "politische und wirtschaftliche Erpressungsmethoden" an und zwinge die Kandidatenländer, "unrechtmäßige Sanktionen" gegen Moskau zu verhängen. Das "aggressive Vorgehen" der EU habe das Potenzial, neue Spaltungen und tiefe Krisen in Europa zu schaffen, fuhr Sacharowa fort.


G7 fordern von Moskau Ende der Blockade der Schwarzmeerhäfen 

Die G7-Außenminister haben Russland aufgefordert, die ukrainischen Schwarzmeerhäfen für Lebensmittelexporte freizugeben. Durch die Blockade der Häfen, die Bombardierung von Getreidesilos und die Zerstörung der landwirtschaftlichen Infrastruktur der Ukraine verschärfe Russland die weltweite Lebensmittelkrise, hieß es in einer am Freitag in Berlin veröffentlichten Erklärung. Die Darstellung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, nach der die drohende Hungersnot eine Folge westlicher Sanktionen sei, wiesen sie als "falsches Narrativ und Desinformation" zurück. Die Erklärung wurde zwei Tage vor dem am Sonntag beginnenden G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern veröffentlicht. Deutschland hat in diesem Jahr den G7-Vorsitz inne.


Behörden: Russischer Vertreter bei Attentat in Cherson getötet 

Im von der russischen Armee besetzten Cherson in der Südukraine ist ein Behördenvertreter nach russischen Angaben bei einem Attentat getötet worden. "Das war ein gezielter Angriff", gaben die Behörden nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen bekannt. "Ein Sprengkörper war in seinem Auto angebracht." Das Opfer sei für Sport und Jugend in der Verwaltung für die Region Cherson zuständig gewesen. Derartige Anschläge auf Vertreter Russlands häufen sich in den von der russischen Armee kontrollierten Gebieten in der Ukraine. Die russische Armee hatte das an die annektierte Krim-Halbinsel grenzende Gebiet um Cherson bereits kurz nach Beginn ihrer Ukraine-Offensive Ende Februar eingenommen. Seitdem wird das Gebiet immer näher an Russland herangeführt. Vor anderthalb Wochen begann Russland mit der Ausgabe russischer Pässe, außerdem wurde der russische Rubel als Zahlungsmittel eingeführt.


Rückzug der ukrainischen Truppen aus Sjewjerodonezk angeordnet 

Nach wochenlangem erbittertem Widerstand gegen die russischen Angreifer muss sich die ukrainische Armee aus der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes zurückziehen. Der Rückzug der ukrainischen Truppen sei angeordnet worden, teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Onlinedienst Telegram mit. Die russischen Einheiten hatten die Stadt zuletzt schon fast vollständig eingenommen. Die Stadt liege praktisch "in Trümmern" wegen der Dauerbombardierungen durch die russischen Truppen, erklärte der Gouverneur weiter. "Es ist einfach sinnlos, auf Positionen zu bleiben, die seit Monaten unablässig beschossen werden." Die gesamte strategische Infrastruktur der Industriestadt sei zerstört. "90 Prozent der Stadt sind beschädigt, 80 Prozent der Häuser werden abgerissen werden müssen."


Özdemir: Dauerhafte Alternativen für Getreideexport der Ukraine suchen 

Vor einer internationalen Ernährungskonferenz in Berlin hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) gefordert, dass die Staatengemeinschaft nach dauerhaften Alternativen zum Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer suchen müsse. "Beim Export von Getreide auf dem Landweg reden wir inzwischen nicht mehr nur über eine vorübergehende Alternative", sagte Özdemir dem Berliner Tagesspiegel. Solange Russland mit Staatschef Wladimir Putin an der Spitze als "permanenter Aggressor" auftrete, "solange kann sich die Ukraine auch im Friedensfall nicht darauf verlassen, dass sie ihr Getreide sicher über das Schwarze Meer transportieren kann", sagte Özdemir weiter. Der Landwirtschaftsminister regte an, "dauerhafte, leistungsstarke Alternativen zum Seeweg" aufzubauen, um ukrainische Agrargüter unter Umgehung des Schwarzen Meers exportieren zu können.


USA sagen Ukraine weitere Waffenlieferungen von 450 Mio Dollar zu 

Die USA haben der Ukraine weitere Waffenlieferungen im Umfang von 450 Millionen Dollar zugesagt. "Dieses Paket enthält Waffen und Ausrüstung", sagte der für die nationale Sicherheit zuständige Sprecher im Weißen Haus, John Kirby, am Donnerstag. Geliefert würden unter anderem Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, zehntausende Schuss Munition und Patrouillenboote. Mit dem neuesten Paket steigen die Waffenlieferungen der USA an die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Land nach Kirbys Angaben auf 6,1 Milliarden Dollar. Die USA haben zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte bereits vier Himars-Mehrfachraketenwerfer geliefert. Nun kommen nach US-Angaben vier weitere hinzu. Die mobilen Systeme können mehrere präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig auf Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung abfeuern.


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June 24, 2022 15:23 ET (19:23 GMT)