München/Düsseldorf (Reuters) - Siemens Energy zieht sich nach 140 Jahren aus dem Geschäft mit Wasserkraftwerken zurück.

Der Energietechnik-Konzern verkauft seine Minderheitsbeteiligung von 35 Prozent an Voith Hydro an den Partner Voith[VOITH.UL], wie beide Konzerne am Freitag mitteilten. Über den Kaufpreis für das Anteilspaket an dem Hersteller von ganzen Wasserkraftwerken sei Stillschweigen vereinbart worden. Für Siemens Energy sei die Beteiligung nur noch ein Randgeschäft. "Das ist für alle Beteiligten die optimale Lösung", sagte der zuständige Vorstand Jochen Eickholt.

Siemens hatte sein Geschäft mit Generatoren für Wasserkraftwerke im Jahr 2000 mit der Turbinen-Sparte von Voith zusammengelegt. Im Geschäftsjahr 2019/20 (30. September) ging der Umsatz von Voith Hydro um 17 Prozent auf 947 Millionen Euro zurück. Das Wasserkraft-Geschäft litt unter der Zurückhaltung bei Infrastruktur-Investitionen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) brach 2019/20 um 80 Prozent auf zehn Millionen Euro ein. Hunderte Stellen wurden abgebaut; rund 3700 Menschen arbeiteten zuletzt noch für Voith Hydro. In der ersten Jahreshälfte 2020/21 zog der Auftragseingang aber deutlich an.

Siemens hatte schon 1881 Generatoren für ein Wasserkraftwerk geliefert. Von Voith Hydro kommt heute nach eigenen Angaben die Technik für Kraftwerke, die zusammen ein Viertel der weltweit aus Wasserkraft gewonnenen Energie erzeugen. Auch das Kraftwerk an dem bei Umweltschützern umstrittenen Drei-Schluchten-Staudamm in China läuft mit Voith-Technik. Voith Hydro steht für knapp ein Viertel des Umsatzes des Familienkonzerns, der auch Papiermaschinen und Turbolader produziert.

Voith-Chef Toralf Haag sieht im Ausbau der Wasserkraft große Chancen "im Zusammenhang mit den Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung". Siemens Energy setzt beim Umbau auf die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen nicht auf Wasserkraft. "Weniger Komplexität, mehr Effizienz, so wollen wir Siemens Energy für die Zukunft aufstellen", sagte Eickholt.