BERLIN (Dow Jones)--Mit einer deutlich schnelleren Digitalisierung kann Deutschland bis 2030 rund ein Fünftel seiner heutigen CO2-Emissionen einsparen. Das Potenzial liegt bei bis zu 151 Megatonnen CO2, wie eine Klima-Studie der Unternehmensberatung Accenture im Auftrag des Branchenverbands Bitkom ergab. Sollte die Digitalisierung allerdings nur so schleppend wie derzeit vorankommen, wären lediglich 102 Megatonnen drin. Insgesamt muss Deutschland seinen Ausstoß in den kommenden zehn Jahren um 262 Megatonnen CO2 verringern, um die Klimaziele zu erreichen.

"Auch mit Blick auf den Klimawandel ist ein beschleunigter Umbau unserer Wirtschaft hin zu einer digitalen Ökonomie das Gebot der Stunden", erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Das größte Potenzial liegt demnach in der industriellen Fertigung, in der bis zu 61 Megatonnen CO2 eingespart werden könnten. Mit vernetzter Mobilität wären 28 Megatonnen möglich, intelligente Stromnetze schaffen weitere 23 Megatonnen. Der Gebäudesektor könnte seine Emissionen dank smarter Geräte um bis zu 19 Megatonnen verringern, konsequentes Homeoffice birgt weitere 12 Megatonnen. Laut der Studie, die insgesamt sieben Anwendungsbereiche digitaler Technologien untersucht, könnten zudem die Gesundheits- und Landwirtschaftsbranche Beiträge leisten.

Aber auch der Fußabdruck digitaler Technologien selbst wurde untersucht: So verursachen insbesondere Herstellung und Betrieb von Endgeräten wie Bildschirmen, Computern oder Tablets, aber auch der Betrieb der Netzinfrastruktur und der Rechenzentren mittelbar CO2-Emissionen. Das CO2-Einsparpotenzial sei hier aber mehr als sechs Mal höher als ihr eigener Ausstoß.

Die Bitkom forderte daher eine Neuauflage des Programms "digital jetzt", um vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei Investitionen zu unterstützen. "Wir brauchen Förderprogramme auch für die Verbraucher, damit sie ihr Zuhause mit einer intelligenten Energiesteuerung ausstatten können", ergänzte Hauptgeschäftsführer Rohleder. Alle Unternehmen müssten aber auch nach der Corona-Pandemie einen Beitrag leisten, indem sie Dienstreisen durch Webkonferenzen weitgehend ersetzen und ihren Mitarbeitern möglichst umfassend Homeoffice ermöglichen.

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March 18, 2021 06:09 ET (10:09 GMT)