FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutliche Abschwung des deutschen Aktienmarktes vom Vortag hat sich am Mittwoch fortgesetzt. Im Sog eines deutlich anziehenden Eurokurses und klarer Verluste an der Wall Street nach schwachen US-Konjunkturdaten schloss der Dax 1,53 Prozent tiefer bei 9434,82 Punkten. Zuvor war der deutsche Leitindex sogar bis auf 9350 Zähler zurückgefallen und damit seinem Jahrestief bei 9314 Punkten nahe gekommen. In dieser Woche summiert sich das Minus im Dax nun schon auf 3,7 Prozent, in dem noch jungen Börsenjahr auf mehr als 12 Prozent.

Der MDax mittelgroßer Werte büßte zur Wochenmitte 1,32 Prozent auf 18 833,28 Punkte ein. Der Technologiewerte-Index TecDax sank um 1,89 Prozent auf 1645,52 Punkte.

US-STIMMUNGSDATEN ENTTÄUSCHEN

In den USA hatte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor im Januar überraschend deutlich eingetrübt. Der Index sei zwar im Expansionsbereich geblieben und das Wachstumsszenario für die US-Wirtschaft bleibe intakt, schrieb Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba in einem ersten Kommentar. Gleichwohl scheine die erwartete Beschleunigung des Wachstums im Vergleich zum vierten Quartal geringer auszufallen.

Jüngste Daten vom US-Arbeitsmarkt fielen hingegen erfreulich aus: Laut dem Dienstleister ADP hatte die Privatwirtschaft im Januar mehr neue Stellen geschaffen als erwartet. Die Daten gelten als Indikator für den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag, der eine wichtige Rolle für die Geldpolitik der amerikanische Notenbank Fed spielt.

KREDITRISIKEN UND ABSTUFUNG BELASTEN DEUTSCHE BANK

Schlusslicht im Dax waren die Aktien der Deutschen Bank , die 6,02 Prozent auf 14,74 Euro einbüßten. Zwischendurch waren die Papiere auf ein Rekordtief von 14,61 Euro gefallen und hatten damit allein seit Jahresbeginn mehr als ein Drittel an Wert verloren. Börsianer begründeten die aktuelle Kursentwicklung unter anderem mit den zuletzt massiv gestiegenen Kreditausfallrisiken des Geldhauses. Analyst Amit Goel von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas hält eine weitere Kapitalerhöhung für immer wahrscheinlicher und stufte die Aktien ab.

Im MDax verloren Hannover Rück 3,15 Prozent. Der Rückversicherer zollt dem Preiskampf in der Branche Tribut und verzichtet auf Geschäft. Bei der Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum Jahreswechsel fuhr der Konkurrent des Weltmarktführers Munich Re sein Vertragsvolumen zurück.

Spitzenreiter im MDax waren Symrise mit plus 1,85 Prozent. Die Anteilsscheine des Duftstoff- und Aromenherstellers profitierten von wieder aufgekommenen Übernahmefantasien. Analyst Tim Jones von der Deutschen Bank zählt Symrise zu den attraktivsten Übernahmezielen im Fall einer Konsolidierung der europäischen Chemiebranche. Bereits am Dienstag hatten gute Zahlen des Wettbewerbers Givaudan die Symrise-Papiere gestützt.

DIVIDENDENKÜRZUNG LÄSST DRÄGERWERK ABSACKEN

Auch Analystenkommentare bewegten: Am MDax-Ende verbilligten sich Jungheinrich um 6,60 Prozent. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe empfiehlt, die Titel des Gabelstapler-Herstellers zu verkaufen. Carl Zeiss Meditec schafften es hingegen mit plus 4,10 Prozent auf den ersten Platz im TecDax. Die britische Investmentbank HSBC hatte die Aktien des Medizintechnik-Unternehmens hoch gestuft und empfiehlt sie nun zum Kauf.

Am TecDax-Ende sackten Drägerwerk um 6,78 Prozent ab, nachdem der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller mit einer überraschend drastischen Dividendenkürzung schockiert hatte. Mit Verweis auf die enttäuschende Ergebnisentwicklung 2015 und hohe Kosten für den Konzernumbau schlägt Drägerwerk eine Ausschüttung von 0,19 Euro je Vorzugsaktie nach 1,39 Euro im Vorjahr vor. Einem Händler zufolge lag die Erwartung bisher bei 0,48 Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,20 Prozent am Vortag auf 0,18 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 141,66 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,16 Prozent auf 164,02 Punkte. Der Kurs des Euro kletterte nach den US-Wirtschaftsdaten über die Marke von 1,10 US-Dollar und wurde zuletzt bei 1,1054 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0933 (Dienstag: 1,0919) Dollar festgelegt. Der Dollar kostete damit 0,9147 (0,9158) Euro./edh/he

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---