FRANKFURT (dpa-AFX) - Die anhaltenden Turbulenzen an Chinas Börsen reißen auch den deutschen Aktienmarkt weiter in die Tiefe. Der Dax fiel am Donnerstagmorgen deutlich unter die Marke von 10 000 Punkten. Binnen der ersten Handelsstunde sackte der deutsche Leitindex Zug um Zug immer weiter ab und stand zuletzt mit 3,32 Prozent im Minus bei 9874,95 Punkten.

Durch die Sorgen um Chinas Wirtschaft hatte der Dax bereits in den vergangenen drei Handelstagen knapp 5 Prozent an Wert eingebüßt. Auch die Ölpreise fielen weiter, da mit einer sinkenden Nachfrage aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gerechnet wird.

Auch der MDax der mittelgroßen Konzerne sackte im frühen Handel weiter ab und verlor zuletzt 3,12 Prozent auf 19 365,96 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax brach um 3,84 Prozent auf 1718,85 Punkte ein. Nur wenig besser sah es an den Europa-Börsen aus: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte um 2,96 Prozent auf 3046,38 Punkte ab.

HANDEL AN CHINAS BÖRSEN ERNEUT AUSGESETZT

An den Börsen Chinas hatten die Anleger abermals panikartig Aktien verkauft. Der Handel wurde bereits nach kurzer Zeit wegen zu hoher Verluste zunächst ausgesetzt und dann ganz beendet für den Tag - und das bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Zuletzt verlor der Index CSI 300 mit den wichtigsten Unternehmen des Landes rund 7 Prozent an Wert. An den anderen asiatischen Börsen wie in Japan ging es ebenfalls deutlich abwärts.

An den globalen Finanzmärkten sorgten sich die Anleger nun über die anhaltende Abwertung der chinesischen Währung Yuan, sagte IG-Marktanalyst Angus Nicholson. Dies könnte auf eine noch größere Schwäche der chinesischen Wirtschaft hindeuten als aus offiziellen Statistiken hervorgehe.

Konjunkturdaten aus Deutschland konnten die Stimmung der Anleger in Frankfurt nicht bessern: Die Industrie hat im November zwar mehr Aufträge verzeichnet als erwartet. Der Einzelhandel hat sich in dem Monat jedoch schwächer entwickelt als gedacht.

AUTOWERTE RUTSCHEN AB

Kursverluste mussten vor allem die Autowerte verbuchen, die bereits nach mauen US-Absatzzahlen am Vortag unter Druck geraten waren. Die größten Verluste verbuchte BMW am Dax-Ende mit knapp 5 Prozent, Daimler folgte mit einem Minus von über 4 Prozent. Als weltweit größter Automarkt ist China für die deutschen Hersteller enorm wichtig. Bereits im vergangenen Jahr war der chinesische Fahrzeugmarkt wegen der Konjunkturschwäche ins Stottern geraten.

Die wegen des Abgasskandals im Fokus stehende Vorzugsaktie von VW knickte um mehr als 4 Prozent ein. Der Autokonzern muss laut einem Pressebericht voraussichtlich ein Fünftel der von den Abgas-Manipulationen betroffenen Autos in den USA zurücknehmen. Das wären gut 115 000 Fahrzeuge, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag).

Auch die Aktien von Zulieferern wie Continental , Norma und Leoni büßten um über 4 Prozent an Wert ein. Der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall fiel mit einem Verlust von knapp 6 Prozent an das MDax-Ende. Den Scheinwerfer-Spezialisten Hella rettete dagegen eine frische Kaufempfehlung der britischen Investmentbank HSBC vor ähnlich hohen Verlusten. Die Papiere des Zulieferers verloren rund zweieinhalb Prozent.

DIALOG WEITER UNTER DRUCK

Im TecDax knüpften die Aktien von Dialog Semiconductor an ihre jüngsten hohen Verluste an. Die Papiere des Chipherstellers gaben als Index-Schlusslicht um knapp 7 Prozent nach. Händler verwiesen auf einen Medienbericht, laut dem Microchip Technology das Interesse am Dialog-Übernahmeziel Atmel verlieren könnte. Grund sei eine eher triste Geschäftsentwicklung bei Atmel im Schlussquartal 2015. Am Markt kam der mögliche Rückzug der Amerikaner nicht gut an, denn damit wäre die Bahn wieder frei für Dialog. Dialog-Aktionäre und Analysten hatten den milliardenschweren Atmel-Kauf als zu teuer bezeichnet./tav/das