PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienbörsen haben am Dienstag dank besser als erwarteter Wirtschaftsdaten aus China zur Erholung angesetzt. Nach dem jüngsten Kurseinbruch der vergangenen drei Handelstage kletterte der EuroStoxx 50 um 1,54 Prozent auf 2980,49 Punkte.

Es herrsche Erleichterung über das insgesamt durchaus solide Wachstums China im vierten Quartal, hieß es von Börsianern. Offenbar sei mit einem signifikanten Wirtschaftseinbruch Chinas gerechnet worden, der aber ausgeblieben sei. Letztlich war die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft im Schlussquartal um 6,8 Prozent gewachsen und im gesamten Jahr 2015 um 6,9 Prozent.

Darauf reagierten auch die Börsen in Frankreich und Großbritannien mit Gewinnen: Der Pariser CAC-40-Index zog um 1,97 Prozent auf 4272,26 Zähler an. Der Londoner FTSE-100 kletterte um 1,68 Prozent auf 5876,80 Punkte, nachdem er am Vortag auf den tiefsten Stand seit November 2012 abgerutscht war.

Beachtet wurden in Großbritannien an diesem Tag insbesondere die Verbraucherpreise, die im Dezember wieder etwas stärker gestiegen waren. Zuletzt hatten schwächere Wirtschaftsdaten in Großbritannien zunehmend Sorgen bereitet. Zudem hält der Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, die Zeit für eine Zinsanhebung noch nicht für gekommen. Im Euroraum war die Teuerungsrate Ende des Jahres nur minimal gestiegen.

Sämtliche Branchen des Stoxx 600 verzeichneten Gewinne. Am deutlichsten ging es für den Bausektor nach oben, der um 2,21 Prozent anzog. Zu den größten Gewinnern im Eurostoxx 50 zählten die Aktien von Unilever mit einem Kursaufschlag von 3,01 Prozent. Damit honorierten Anleger die gute Geschäftsentwicklung des Konsumgüterherstellers, der 2015 trotz der wirtschaftlichen Abkühlung in den Schwellenländern mehr Umsatz erwirtschaftete. Total legten um 1,42 Prozent zu. Der französische Ölkonzern will den Aktionären die Dividende nicht kürzen, sondern stattdessen die Investitionen.

Im Cac 40 erholten sich die Papiere von Renault um 3,30 Prozent, nachdem die Aktie am Donnerstag um 20 Prozent eingebrochen war. Stichproben bei dem französischen Autobauer hatten Normüberschreitungen bei Abgaswerten ergeben. Nun ruft Renault fast 16 000 Fahrzeuge zurück, um diese neu einzustellen. Um 2,46 Prozent stiegen die Papiere der Credit Agricole . Die Bank prüft eine Neuordnung ihrer Beteiligungen an den Regionalbanken, um finanziell flexibel zu werden. Im Fall eines erfolgreichen Abschlusses gibt es für die Aktionäre eine höhere reguläre Dividende sowie eine Sonderzahlung.

In London gewannen die Anteilsscheine der Großbank Barclays leicht unterdurchschnittliche 1,20 Prozent. Laut einem Pressebericht plant Barclays den Rückzug aus großen Teilen Afrikas. Die Entscheidung betreffe die Länder südlich der Sahara und sei Teil der neuen Strategie von Konzernchef Jes Staley, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit den Überlegungen vertraute Personen./ck/she