Zürich (awp/sda) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

PARMELIN: Die Schweiz muss aus Sicht des amtierenden Bundespräsidenten Guy Parmelin die Schwächen des Föderalismus in Krisen analysieren, um für künftige Herausforderungen besser gewappnet zu sein. Es gelte etwa, das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Staatsebenen zu optimieren, sagte Parmelin im Interview mit der "Sonntagszeitung". Die Schweiz müsse sich auch fragen was geschehe, wenn es zwei Krisen gleichzeitig gebe - zum Beispiel eine Pandemie und parallel einen Strommangel. Auch sei aktuell ein besorgniserregender Preisanstieg bei einzelnen Lebensmitteln festzustellen, so Parmelin. Zur Medikamentenversorgung sagte er, dass die Schweiz bislang keine Industriepolitik betrieben habe und es jetzt falsch wäre, in die Arzneimittelproduktion einzusteigen und einen Medikamentenhersteller zu kaufen. Den Abbruch der Verhandlungen mit der EU über ein Rahmenabkommen sieht er nicht als Fehler. Es habe keine Möglichkeit gegeben für eine Einigung. Dazu, wie es nun weitergehen solle, sagte Parmelin lediglich, dass der Bundesrat seine Beratungen im Januar 2022 fortsetzen werde. (SoZ, S. 1, 11; siehe auch separate Meldung)

NOVARTIS: Der Pharmakonzern Novartis steht gemäss der "NZZ am Sonntag" vor einem entscheidenden Jahr und ihr Chef Vas Narasimhan sei angezählt. Die Zeitung beruft sich dabei auf Gespräche mit "fast einem Dutzend Unternehmenskenner". Mutig habe Novartis unter der Führung von Narasimhan innert zweier Jahre für 25 Milliarden US-Dollar fünf verschiedene Firmen zugekauft, die neuartige und damit auch riskante Therapieansätze erdacht hätten, heisst es in den Artikel. Doch die "teuren" Einkäufe hätten enttäuscht. Langjährige Investoren hätten sich vom Unternehmen abgewandt, heisst es weiter. Mit einer Marktkapitalisierung von 179 Milliarden Franken sei Novartis nur noch rund die Hälfte von Roche wert. Und rechne man den Anteil der zur Disposition gestellten Generika-Sparte Sandoz heraus, falle der Konzern vom Niveau eines globalen Player in die Liga der mittelgrossen, heisst es in dem Artikel weiter. (NZZaS, S. 27; siehe auch separate Meldung)

BUCHER: Der Industriekonzern Bucher hat ein herausforderndes Jahr hinter sich. Die Produktion am Laufen zu erhalten, habe "enorme" Anstrengungen gekostet, sagt Bucher-Chef Philip Mosimann in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Dass wegen der neuen Virusvariante Omikron ganze Fabriken ausfallen werden, glaubt er allerdings nicht. Fabriken seien im Gegensatz zu Schulen bisher keine "Superspreader-Hotspots" gewesen. Eine 2G-Regel für Bucher will Mosimann aber nicht ausschliessen. "Zum Schutz der Mitarbeitenden würden wir das machen, wenn es die Situation erfordert." Eine Impfpflicht hält der Bucher-Chef allerdings nicht für die richtige Massnahme. Wer aber eine Impfung verweigere, könne aus eigenem Verschulden arbeitsunfähig werden und solle die Folge tragen, so Mosimann. (NZZaS, S. 25; siehe auch separate Meldung)

CORONA I: "Wir gehen davon aus, dass Omikron in diesen Tagen zur häufigsten Variante wird", sagte Tanja Stadler, Chefin der wissenschaftlichen Task-Force des Bundes, in der "NZZ am Sonntag". Die Gesundheitsbehörden im Tessin bestätigten, dass Omikron überhandgenommen hat. Auch im Raum Zürich ist sie laut Urs Karrer, Vizepräsident der Task-Force, schon dominant. In Genf dürfte es spätestens Ende Jahr so weit sein. Erste Omikron-Patienten lägen bereits in den Spitälern. Einzelne Mitglieder der Covid-Task-Force schlagen laut der "NZZ am Sonntag" vor, jetzt weitere, begrenzte Massnahmen zu ergreifen, etwa die Schliessung von Klubs oder die Absage von Silvesterpartys. Dies als Versuch, einen umfassenderen Lockdown im Januar zu vermeiden. "Omikron ist nicht zu stoppen, die Durchseuchung unvermeidlich", sagt Jürg Utzinger, Direktor des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts. Die Frage sei, wie schnell das geschehe und zu welchem Preis. (NZZaS, S. 3, 10, 49)

CORONA II: Der Leiter der Virologie der Berliner Charité, Christian Drosten, zeigt sich für 2022 vorsichtig optimistisch. Im Interview mit der "Sonntagszeitung" sagte er, dass Omikron "uns in die endemische Phase begleiten" werde. "Ja, dieses Virus wird wegen seiner enormen Infektiosität das erste postpandemische Virus werden", so Drosten. Bis dieser Moment erreicht sei, werde es allerdings nochmals "hart" werden. Wahrscheinlich mache Omikron zwar "per se nicht so schwer krank" und auch die Quote der tödlichen Verläufe werde runtergehen. Aber das sei noch unsicher. Drosten befürchtet vielmehr, dass sich "ganz viele Leute gleichzeitig" mit dem Virus infizieren. Wer im mittleren Alter und krank sei, bekomme vielleicht nur kurz Fieber, aber müsse dann in die Isolation. Dadurch "werden zahlreiche Beschäftigte in allen Bereichen der Wirtschaft wegfallen", so Drosten. Das werde auch kritische Infrastruktur wie Polizei und Wirtschaft treffen. Falls die bestehenden Kontaktbeschränkungen nicht wie erhofft greifen, könnte man gemäss Drosten Beschränkungen in Betracht ziehen, bei denen nur bereits geboosterte Menschen Zugang zu Veranstaltungen oder Restaurants haben - was er als 1G bezeichnet. (SoZ, S. 1, 11)

CORONA III: Wegen Omikron rechnet Martine Ruggli, Präsidentin des Apothekerverbands Pharmasuisse, im Interview mit der "Sonntagszeitung" mit knappen Testressourcen vor dem Jahreswechsel. "Die Testtermine in Apotheken sind für Silvester praktisch ausgebucht", sagte Ruggli. Doch nicht nur Silvester werde für eine noch höhere Nachfrage sorgen. "Es ist wahrscheinlich, dass sich viele über die Festtage mit Covid anstecken, wahrscheinlich auch mit Omikron. Deshalb werden sich vermehrt Betroffene mit Symptomen testen lassen. Dazu kommen Erkältungen. Wir erwarten deshalb eine heftige Zeit", so die Verbandspräsidentin. Omikron könne auch für Ausfälle beim Personal in den Apotheken sorgen. "Wir haben einen Riesenrespekt vor möglichen Krankheitsfällen beim Personal wegen Omikron. Wenn sich der Personalmangel dadurch weiter zuspitzt, müssen einige Apotheken vielleicht schliessen." (SoZ, S. 33)

BACKWAREN: Der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband empfiehlt seinen Mitgliedern in einem Schreiben, im kommenden Jahr die Preise für das "ganzen Produktesortiment" zu erhöhen. Dies berichtete die "Sonntagszeitung". Viele Rohstoffe seien in diesem Jahr massiv teurer geworden: Die Ausgaben für Rohstoffe, Verpackung, Energie, Kredit- und Debitkartengebühren verzeichneten einen Anstieg von bis zu 15 Prozent. Der Weizen habe sogar einen historischen Höchststand erreicht. Die Kosten für gewerbliche Bäckerei-Confiserien würden "ungebremst in die Höhe schnellen", heisst es. Erste Bäckereibetriebe reagierten und bereiteten ihre Kundschaft für das kommende Jahr auf Preiserhöhungen um 5 bis 15 Prozent vor. Im schlimmsten Fall bedeute das, dass das Gipfeli 2022 nicht mehr 1,50, sondern 1,70 Franken kosten wird. Und ein dunkles Pfünderli schlage um 50 Rappen auf 3,70 Franken auf, die Cremeschnitte von 4,20 auf 4,80 Franken. (SoZ, S. 28)

REISEBÜROS: Eine Umfrage unter grossen Reisebüros in der Schweiz zeigt gemäss der "Sonntagszeitung", dass trotz der Test-Regime und Unsicherheit Reiseveranstalter derzeit dennoch wenige Stornierungen verzeichnen. Neubuchungen kämen allerdings auch kaum hinzu, heisse es bei Kuoni, Hotelplan oder Globetrotter. Im Vergleich zum Dezember 2020 sei etwa Tui heute allerdings deutlich besser ausgelastet. Auch Kuoni verspüre im Vergleich zum Vorjahresmonat ein merkliches Buchungsplus. "Die Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden tritt die bereits gebuchte Reise trotz Testpflicht bei Rückkehr in die Schweiz an", heisst es bei Hotelplan. Für Globetrotter-Präsident André Lüthi liegt der Grund für die verhaltenen Neubuchungen in der Quarantäneliste, die zeitweilen eingeführt wurde, und der Testpflicht bei Rückreise in die Schweiz. Er fordert einen Wechsel im Test-Regime: "Zweimal Geimpfte müssen den Test erst innerhalb von 48 Stunden in der Schweiz machen können." Die Diskussionen mit dem BAG seien am Laufen und verliefen bisher konstruktiv, sagte er. (SoZ, S. 1, 33 und 62)

SCHWEIZER FRANKEN: Weil die Teuerung in vielen Ländern stärker steige als in der Schweiz, werde der Franken immer mehr zur Fluchtwährung, heisst es in der "NZZ am Sonntag". "Der Franken bietet derzeit den besten Schutz gegen die Inflation - besser als Gold oder andere harte Währungen wie der japanische Yen", sagte Michael Cahill von Goldmann Sachs gegenüber der Zeitung. Aus diesem Grund gehe die Aufwertung des Frankens weiter. Zum selben Urteil komme der Ökonom Adriel Jost, Geschäftsführer der Beratungsfirma WPuls. "Wir halten es für realistisch, dass der Euro-Kurs in den nächsten Monaten unter die Parität sinken wird." Solche Szenarien sowie eine mögliche globale Rezession würde der Nationalbank hohe Einbussen bescheren. Entsprechend dünn würde dann das Finanzpolster der Nationalbank, deren Ausschüttungsreserve derzeit noch stattliche rund 120 Milliarden Franken beträgt. Ein solches Szenario würde auch den beiden Initiativen schaden, die mit einem Teil dieser Rücklagen die AHV speisen wollen. Der Gewerkschaftsbund wolle erreichen, dass das Sozialwerk einen fixen Zuschuss von voraussichtlich 2 Milliarden Franken im Jahr erhält. Dagegen wolle der SVP-nahe Bund der Steuerzahler lediglich die Einnahmen, welche die SNB aus den Negativzinsen erzielt, in die AHV umlenken. Diese Summe wäre etwa halb so hoch. (NZZaS, S 28)

TIERFUTTER: Die Liebe der Menschen zu ihren Haustieren ist ein einträgliches Geschäft. Der grösste Schweizer Onlinehändler Digitec-Galaxus konnte den Umsatz mit Produkten für Haustiere in diesem Jahr mit einem Plus von 120 Prozent mehr als verdoppeln, wie es in der "Sonntagszeitung" heisst. Auch bei der Konkurrenz liessen Fido und Tigi die Kassen klingeln. Brack habe im mittleren prozentual zweistelligen Bereich zugelegt. Dies nachdem das Unternehmen im Vorjahr den Umsatz mit solchen Produkten bereits verdoppelt habe. Ähnlich seien die Wachstumsraten beim Spezialisten Qualipet. Dem Unternehmen laufe es sowohl in den Läden wie auch im Onlineversand rund. "Wir werden in diesem Jahr erstmals über 200 Millionen Franken Umsatz erzielen", sagte Qualipet-Chef Rolf Boffa zur "Sonntagszeitung". Gefragt gewesen dieses Jahr Weihnachtliches für Hund und Katz, sagte Seraina Lanfranchi, die bei Galaxus für das Sortiment verantwortlich ist. "Adventskalender für Tiere sind dieses Jahr ausgesprochen beliebt." (SoZ, S. 29)

WOHNUNGSMARKT: Im Kampf um preisgünstige Wohnungen mischen immer mehr Städte selber aktiv im Immobilienmarkt mit, wie "NZZ am Sonntag" berichtete. Bern und Lausanne hätten sich eben neue Millionenkredite gegeben, um Liegenschaften zu kaufen und dann als Wohnraum anzubieten. In Basel nehme eine neue Stiftung mit demselben Ziel ihre Arbeit auf, und auch Zürich wolle seinen Einsatz für die Bodensuche vergrössern. Diese Kaufoffensive sei indes politisch umstritten. "Das Bauen, Kaufen und Vermieten von Wohnraum gehört nicht zum prioritären Auftrag des Staates", sagte Markus Meier, der Direktor des Hauseigentümerverbandes, gegenüber der "NZZ am Sonntag". "Das kommt einer indirekten Subvention gleich, die intransparent ist und die zulasten der Steuerzahler geht." Anders sehe dies die Linke, doch auch sie ist mit der Kaufoffensive nicht restlos zufrieden. "Angesichts der Preisexplosion auf dem Wohnungsmarkt ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein", sagte Natalie Imboden, Generalsekretärin des Mieterverbandes. (SoZ, S. 3, 12)

jl