Börsen-Zeitung: Geld ist nicht alles, Kommentar zur Prämie für E-Autos
von Isabel Gomez
   Frankfurt (ots) - Die Bundesregierung kann von der ersten 
Zwischenbilanz zum Umweltbonus zur Förderung der Elektromobilität nur
enttäuscht sein. Gerade einmal 9000 Anträge sind bis Jahresbeginn 
beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingegangen. Die 
Kaufprämie soll für einen zusätzlichen Absatz von mindestens 300.000 
Elektroautos sorgen. Vorzugsweise sollen diese als einziges Fahrzeug 
von Privatpersonen gekauft werden. Allerdings kommt bislang die 
Hälfte der Anträge von Unternehmen. Per November 2016 waren zudem 
unter 3,1 Millionen neu registrierten Pkw in Deutschland lediglich 
10.000 rein batteriebetriebene Autos.

   "Ein Stück Dynamik" fehlt der Prämie laut Bundesverkehrsminister 
Alexander Dobrindt (CSU). Niemand kaufe nur wegen ihr ein Auto, 
analysiert er richtig. Aber es würde auch niemand einen Benziner 
kaufen, gäbe es dafür keine Tankstellen. Was nutzt also ein 
Elektroauto ohne Lademöglichkeiten? Angesichts der durch technische 
Grenzen noch immer geringen Reichweiten von 200 oder 300 Kilometern 
je Ladung ist die Antwort für einen durchschnittlichen deutschen 
Autofahrer einfach: Als Erstwagen ist ein solches Auto derzeit 
uninteressant. Die Durchsetzung der Elektromobilität steht und fällt 
daher mit der Ladeinfrastruktur.

   Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wird der 
Bedarf an öffentlichen Ladestationen 2020 bei 70.000 normalen 
Ladestellen und 7100 Schnellladesäulen liegen. Mitte 2016 gab es 
bundesweit 6500 Ladepunkte und 230 Schnellladestellen. BMW, Daimler, 
Ford und Volkswagen wollen, auch unter politischem Druck, bis 2020 
ein europaweites Hochleistungsladenetz mit 400 ultraschnellen 
Stationen bauen. Sie sollen eine Ladekapazität von 350 Kilowatt 
aufweisen und damit schneller laden als die Tesla-Stationen, die 125 
Kilowatt stemmen. Die Bundesregierung stellt 300 Mill. Euro zur 
Förderung von 15.000 Ladesäulen bis 2020 bereit. Zudem gibt es 
ähnliche Initiativen von Energieversorgern wie EnBW oder Innogy.

   Dabei unterscheiden sich die Supercharger des US-Elektroautobauers
Tesla vom System der deutschen Hersteller, das wiederum inkompatibel 
mit den von japanischen und französischen Herstellern genutzten 
Steckern ist. Eine sinnvolle Infrastruktur aus Kundensicht entstünde 
aber erst mit einem einheitlichen System, auf das sich die Hersteller
von Autos und Ladesäulen weltweit einigen müssten. So lange aber 
nicht mindestens das Ladenetz größer wird, bleibt die Prämie 
lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.

OTS:              Börsen-Zeitung
newsroom:         http://www.presseportal.de/nr/30377
newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de