Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) darf sich nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel auch durch eine Verschärfung der aktuellen Finanzmarktspannungen nicht von einer weiteren Straffung ihrer Geldpolitik abhalten lassen. "Wenn sich die Inflation wie prognostiziert entwickelt, müssen in den kommenden Sitzungen weitere Zinserhöhungen folgen", sagte Nagel laut veröffentlichten Redetext bei einer Rede im Kings College.

Für den Fall, dass die Spannungen an den Finanzmärkten anhalten oder auf den Euroraum übergreifen sollten, sei die EZB bereit zu reagieren, um die Finanzstabilität im Euroraum zu erhalten. "Die Geldpolitik des Eurosystems wird das Notwendige tun, um eine rechtzeitige Rückkehr zur Preisstabilität zu gewährleisten", versprach Nagel.

Der Bundesbankpräsident gehört zu den geldpolitischen "Falken" im EZB-Rat. Andere EZB-Offizielle, wie EZB-Direktor Fabio Panetta oder das griechische EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras, sprachen sich für ein vorsichtigeres Vorgehen aus.

Nagel zufolge muss die EZB bei der Straffung ihrer Geldpolitik die Wirtschaftstätigkeit bremsen. "Dies ist kein unerwünschter Nebeneffekt, sondern ein wichtiges Glied in der Kausalkette unserer geldpolitischen Straffung", sagte er. Die EZB müsse die Inflation zähmen, und dazu müsse sie mutig und entschlossen sein. "Meiner Meinung nach ist unsere Aufgabe noch nicht erledigt."

Nagel verwies darauf, dass die EZB von März bis Juni nur noch etwa 50 Prozent der fällig werdenden Vermögenswerte im Rahmen des APP-Programms reinvestieren. "Ab Juli könnten die Reinvestitionen im Rahmen des APP weiter reduziert werden - dies würde die straffe Geldpolitik unterstützen, die zur Eindämmung der Inflation erforderlich ist." Nagel äußerte sich damit etwas vorsichtiger als zuletzt.

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March 22, 2023 13:00 ET (17:00 GMT)