BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Textilbranche hält unabhängig von der Corona-Pandemie staatliche Hilfen für nötig, um das Geschäft auf nachhaltigere Praktiken umzustellen. "Deutsche Verbraucher greifen gern zu günstiger Kleidung, nachhaltige Kleidung allerdings ist tendenziell nur zu höheren Preisen möglich - finanzielle Unterstützung durch den Staat könnte dazu beitragen, diesen Disconnect zu schließen", heißt es in einer Studie des Fashion Council Germany im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Auch mit Blick auf den Onlinehandel gebe es einen erheblichen Nachholbedarf.

Laut der Studie verlagerte seit den 1980er Jahren keine Branche ihre Produktion so konsequent ins Ausland, während sie zugleich komplett auf die Rückholung ins Inland - das sogenannte Reshoring - verzichtete. Der Outsourcing-Trend habe deutsche Modeunternehmen zwar wettbewerbsfähig gehalten, aber Wissen zugleich systematisch ausgelagert, welches nun im Land fehle. Daraus ergebe sich eine "Dringlichkeit zu handeln, damit Deutschland zukünftig und langfristig als weiterhin wichtiger Modeplayer seine Geltung behalten und ausbauen kann".

Zu den größten deutschen Modemarken, die auch konsequent im Ausland produzieren lassen, gehören die Sportartikelhersteller Adidas mit einem Umsatz von 23,6 Milliarden Euro im Vorkrisenjahr 2019 sowie Puma mit 5,5 Milliarden. Auf Platz drei fand sich Boss mit 2,9 Milliarden Euro. Die insgesamt 51 deutschen Marken erwirtschafteten 55,8 Milliarden Euro - womit die Bundesrepublik im europäischen Vergleich sogar auf Platz zwei hinter Frankreich landete (17 Marken zu 66 Milliarden Euro).

Insgesamt trug die Industrie 2019 rund 66 Milliarden Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei und spülte 36 Milliarden Euro in die Staatskassen. Rund 1,3 Millionen Menschen waren bundesweit in der in der Modebranche beschäftigt. Die Studie hat allerdings die konkreten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Geschäft der Branche nicht untersucht.

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January 19, 2021 06:38 ET (11:38 GMT)