NEW YORK (Dow Jones)--Falkenhafte Äußerungen des US-Notenbankpräsidenten haben die Wall Street am Freitag ausgebremst, nachdem sie zuvor von der bislang überwiegend positiven Bilanzsaison profitiert hatte. Fed-Chef Jerome Powell räumte das Risiko einer höheren Inflation ein. Es sei an der Zeit, die monatlichen Anleihekäufe zurückzufahren, für Zinserhöhungen sei es indes noch zu früh, so der Fed-Chef via Webcast während einer Podiumsdiskussion zur BIS-SARB Centenary Conference.

Die technologielastige Nasdaq rutschte daraufhin tiefer ins Minus. Dow und S&P-500 hatten kurz nach der Startglocke zwar noch neue Allzeithochs erreicht, diese aber nicht halten können. Die Kaufbereitschaft ging auch wegen des bevorstehenden Wochenendes zurück. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,2 Prozent. Der S&P-500 fiel um 0,1 Prozent. Der Nasdaq-Composite verlor 0,8 Prozent. Auf 1.637 (Donnerstag: 1.547) Kursgewinner kamen 1.663 (1.735) -verlierer. Unverändert gingen 119 (143) Titel aus dem Handel.

Für gewisse Erleichterung sorgte, dass der strauchelnde chinesische Immobilienriese Evergrande eine Pleite - vorerst - abgewendet hat. Der Konzern hat eine überfällige Zinszahlung von 83,5 Millionen Dollar geleistet. Ein Ausfall dieser Anleihen hätte sich wahrscheinlich zur größten Unternehmenspleite in Asien ausgeweitet, wohl mit globaler Ausstrahlung. Mehr als ein Atemholen in dem Drama dürfte dies aber nicht sein, warnten Händler.

Positiv wurde auch zur Kenntnis genommen, dass US-Präsident Joe Biden Schwierigkeiten sieht, die Unternehmenssteuern zu erhöhen. Kaum Impulse gingen von den US-Einkaufsmanagerindizes aus. Dienstleistungsgewerbe und Industrie sind mal über und mal unter Erwartungen geblieben.


   Nasdaq im Minus 

Die Nasdaq wurde vom Kurseinbruch bei Snap (-26,6%) und Intel (-11,7%) belastet. Snap rechnet nach den jüngsten Änderungen der Datenschutzregeln von Apple mit einer Abschwächung des Wachstums. Auch im zurückliegenden Quartal verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus unter den Erwartungen. "Apples neue Datenschutzrichtlinie wird wahrscheinlich nicht nur Snap, sondern dem gesamten Sektor Gegenwind bescheren. Das Ausmaß wird sich nächste Woche zeigen, wenn einige der anderen Branchengiganten wie Facebook ihre Quartalsergebnisse veröffentlichen", warnt Investmentstrategin Victoria Scholar von Interactive Investor. Facebook sanken um 5 Prozent, Twitter um 4,8 und Alphabet um 3 Prozent.

Intel hat im dritten Quartal mehr verdient als erwartet und auch die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr erhöht. Allerdings kann der Chiphersteller die Nachfrage der Kunden nicht schnell genug befriedigen, weshalb der Umsatz im dritten Quartal die Markterwartungen knapp verfehlte und voraussichtlich auch im laufenden vierten Quartal nicht erreichen wird.

Außerhalb des Technologiebereichs zogen die Titel der Kreditkartengesellschaft American Express um 5,4 Prozent an. Das Unternehmen hat im dritten Quartal bei Umsatz- und Gewinn zugelegt und von der Ausgabenlust seiner Kunden besonders in den Restaurants profitiert. Honeywell verloren 3,2 Prozent. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hat im dritten Quartal zwar ungeachtet der Einschränkungen in der Lieferkette und der Rohstoffkosteninflation mehr verdient als erwartet. Allerdings bleiben die Probleme der Lieferkette künftig nicht ohne Folgen: Das Industriekonglomerat rudert bei seiner Umsatzschätzung zurück.

Beim Spielzeughersteller Mattel (+0,6%) konnten gestiegene Materialkosten durch höhere Preise kompensiert werden. Bei Celanese (+1,6%) hat sich der Quartalsgewinn im dritten Quartal mehr als verdoppelt, der Umsatz des Chemie- und Spezialmaterialunternehmens überstieg zum zweiten Mal in Folge die Marke von 2 Milliarden Dollar.

Der Kurs der von Ex-Präsident Donald Trump genutzten Zweckgesellschaft (Spac) Digital World Acquisition schoss nach dem Kurssprung um 357 Prozent vom Donnerstag nun um weitere 107 Prozent nach oben. Trump hatte am Mittwoch die Gründung seiner Trump Media & Technology Group (TMTG) verkündet, die unter anderem eine Online-Plattform namens Truth Social an den Start bringen soll. Für den Gang an die Börse soll TMTG mit Digital World fusionieren.


   Goldpreis zieht leicht an 

Am Devisenmarkt sank der Dollarindex um 0,1 Prozent. Angesichts der Perspektiven einer strafferen Geldpolitik in den USA macht die ING kurzfristig Erholungspotenzial beim Greenback aus. Die gute Berichtsperiode fache das Angstthema Inflation eher noch an, hieß es. Der gesunkene Dollarkurs und die Inflationsängste, angefacht auch durch die Powell-Aussagen, stützten derweil den Goldpreis.

Am Rentenmarkt flachte sich die Zinsstrukturkurve weiter ab. Vor allem am langen Ende kamen die Renditen zurück, nachdem die Rendite zehnjähriger Treasurys in der Nacht zum Freitag zeitweise bis auf 1,70 Prozent gestiegen war - den höchsten Stand seit Mai. Eine flache Zinskurve könnte ein Hinweis darauf sein, dass Zweifel an der Erholung der Wirtschaft ebensowenig angebracht sind wie Erwartungen, dass die Fed die Zinsen möglicherweise aggressiver als erwartet anheben muss, um den Inflationsdruck zu mildern, womit sie aber wiederum einen Konjunkturabschwung riskieren würde. Analysten wollten die Abflachung der Zinsstrukturkurve indessen nicht überbewerten. Vermutlich habe der Anstieg der Zehnjahresrendite auf die Marke von 1,70 Prozent Käufer angelockt, meinte etwa Thomas di Galoma, Managing Director und Leiter des Anleihehandels bei Seaport Global Holdings. Er geht davon aus, dass die Zehnjahresrendite schon bald das Hoch von 1,774 Prozent testen wird.

Erdöl wurde wieder teurer: Berichte, wonach die Gruppe Opec+ zuletzt etwas mehr gefördert habe als eigentlich vereinbart, trügen kaum zur Entlastung der engen Märkte bei, hieß es.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                35.677,02      +0,2%         73,94         +16,6% 
S&P-500              4.544,90      -0,1%         -4,88         +21,0% 
Nasdaq-Comp.        15.090,20      -0,8%       -125,50         +17,1% 
Nasdaq-100          15.355,07      -0,9%       -134,53         +19,1% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,46        0,1          0,46           34,0 
5 Jahre                  1,20       -3,1          1,23           84,3 
7 Jahre                  1,48       -4,9          1,53           83,5 
10 Jahre                 1,64       -5,7          1,70           72,6 
30 Jahre                 2,07       -7,6          2,15           42,6 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr, 7:58 Uhr  Do, 17:39 Uhr    % YTD 
EUR/USD                1,1643      +0,1%        1,1626         1,1640    -4,7% 
EUR/JPY                132,08      -0,4%        132,52         132,44    +4,8% 
EUR/CHF                1,0665      -0,1%        1,0672         1,0680    -1,3% 
EUR/GBP                0,8461      +0,4%        0,8426         0,8430    -5,3% 
USD/JPY                113,44      -0,5%        114,00         113,78    +9,8% 
GBP/USD                1,3761      -0,2%        1,3797         1,3808    +0,7% 
USD/CNH (Offshore)     6,3834      -0,2%        6,3945         6,3897    -1,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             61.051,76      -2,8%     63.045,01      62.727,01  +110,2% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               84,08      82,50         +1,9%           1,58   +76,3% 
Brent/ICE               85,78      84,61         +1,4%           1,17   +69,1% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.794,05   1.782,90         +0,6%         +11,15    -5,5% 
Silber (Spot)           24,32      24,18         +0,6%          +0,15    -7,9% 
Platin (Spot)        1.044,30   1.053,10         -0,8%          -8,80    -2,4% 
Kupfer-Future            4,50       4,56         -1,3%          -0,06   +27,7% 
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October 22, 2021 16:11 ET (20:11 GMT)