Nach der Zustimmung der der Lufthansa-Aktionäre zum geplanten staatlichen Rettungspaket kann die Airline rasch auf Milliardenhilfen zugreifen.

"Das Geld aus dem Kfw-Kredit soll schnellstmöglich fließen", sagte ein Konzernsprecher am Freitag. An anderer Stelle hieß es, die technische Umsetzung dürfte ein paar Tage dauern. Es handle sich ja um ein großes Bankenkonsortium, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Ein anderer Insider hält Überweisungen Anfang nächster Woche für denkbar. Der "Spiegel" berichtete, die Regierung stelle einen Teil der insgesamt neun Milliarden Euro unmittelbar zur Verfügung. Demnach habe das Bundeswirtschaftsministerium mit der KfW arrangiert, dass die drei Milliarden Euro Kredit ab sofort fließen können. Die staatliche Förderbank und das Ministerium kommentierten dies nicht.

Die Aktionäre der Lufthansa hatten am Donnerstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung grünes Licht für das staatliche Rettungspaket gegeben und damit eine drohende Insolvenz verhindert. Das Paket besteht aus bis zu drei Milliarden Euro Kredit der KfW, 5,7 Milliarden Euro an Stillen Einlagen des Bundes sowie einem rund 300 Millionen Euro schweren, 20-prozentigen Aktienpaket.

Derweil verlässt Vorstand Thorsten Dirks die Lufthansa. Der Ex-Telekommunikationsmanager war von Mai 2017 bis Ende 2019 für die Billigflugtochter Eurowings zuständig, die neu aufgestellt wird. Zuletzt leitete Dirks das Ressort Digitales und Finanzen, das nun Konzernchef Carsten Spohr vorübergehend übernimmt.

LUFTHANSA MUSS NOCH PILOTEN UND VERDI SPARBEITRAG ABRINGEN

Die Airline verhandelt derzeit noch mit Gewerkschaften, um die Kosten zu senken. Mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO hat die Lufthansa sich bereits auf ein Sparpaket verständigt. Dieses umfasst einen vierjährigen Kündigungsschutz sowie ein Einsparvolumen von über einer halben Milliarde Euro bis Ende 2023. Die Gespräche mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und mit Verdi laufen weiter. In Verhandlungskreisen galt es als offen, ob es noch im Laufe des Tages zu einer Einigung komme. Möglicherweise werde am Wochenende weiterverhandelt. Die Piloten hatten Einsparungen von 850 Millionen Euro bis Juni 2022 angeboten.

Sollte eine Einigung mit allen Beschäftigten gelingen, "käme der Lufthansa weltweit in sozialer Hinsicht eine Vorreiterrolle zu", erklärten die Analysten von CMC Markets. Man könnte durch die Krise kommen, ohne große Teile der Belegschaft entlassen zu müssen. "Ob die Lufthansa in den kommenden Jahren die sozialen Aspekte mit der Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit wird vereinen können, bleibt abzuwarten." Die Lufthansa-Aktie, die sich in der Corona-Krise etwa halbiert hatte, notierte am Nachmittag rund vier Prozent im Minus.

Wegen der geplanten Verkleinerung der Flotte sieht die Lufthansa einen Personalüberhang von 22.000 Vollzeitstellen. Das entspricht rund 26.000 der etwa 138.000 Beschäftigten. Von den 763 Maschinen sind rund 600 noch am Boden. Wie andere Airlines will Lufthansa den Flugbetrieb schrittweise hochfahren und dürfte dazu kommende Woche konkretere Pläne vorlegen.

Viele Airlines zahlen einer Studie zufolge nur schleppend Erstattungen für coronabedingt ausgefallene Flüge. Vor allem Lufthansa und der irische Billigflieger Ryanair seien hier sehr zurückhaltend, teilte das Verbraucherportal für die Durchsetzung von Fluggastrechten, Flightright, mit. Lufthansa-Chef Spohr hatte sich bei der Hauptversammlung entschuldigt und angekündigt, jeder Kunde, der seinen Ticketpreis erstattet haben möchte, erhalte sein Geld zurück. "Wir haben unsere Ressourcen dafür deutlich erhöht, damit wir in spätestens sechs Wochen den Rückzahlungsstau abgearbeitet haben."