Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag um jeweils ein knappes halbes Prozent auf 12.874,97 und 3366,66 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte ähnlich stark ein. "Niemand möchte weitere Aktien kaufen, weil sie sich Sorgen um eine zweite Coronavirus-Welle machen", sagte Stephen Gallo, Anlagestratege der Investmentbank BMO. Gleichzeitig verhinderten billionenschweren Geldspritzen der Notenbanken einen erneuten Ausverkauf am Aktienmarkt.

Kopfschmerzen bereiteten Investoren zudem die anhaltenden Spannungen zwischen den USA und China. "Sie fürchten, dass der Handelsstreit zwischen den beiden Supermächten jederzeit wieder aufflammen könnte", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Daher verteidigte die "Antikrisen-Währung" Gold die wichtige Marke von 1800 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und blieb in Reichweite ihres jüngsten Neun-Jahres-Hochs.

EXPERTE - CHINA-DATEN MIT VORSICHT ZU GENIESSEN

Nachdenklich stimmten Investoren auch die chinesischen Konjunkturdaten. Zwar wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) überraschend stark um 3,2 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze brachen dagegen den fünften Monat in Folge ein. "Wer an der Genauigkeit der BIP-Zahlen gezweifelt hatte, wird durch diese Zahlen in seiner Skepsis bestärkt", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Da auch die Außenhandelsdaten schwach ausgefallen seien, spiegele das BIP nicht den wahren Zustand der chinesischen Wirtschaft wider.

Vor diesem Hintergrund rutschten die Aktien von Richemont in Zürich um 4,6 Prozent ab. Die Virus-Krise kostete den Luxusgüter-Hersteller im abgelaufenen Quartal fast die Hälfte des Umsatzes. Im Sog von Richemont büßten die Titel der Rivalen Swatch und Burberry bis zu 3,7 Prozent ein. China ist für die gesamte Branche ein wichtiger Absatzmarkt.

ZALANDO IST KRISENGEWINNER - HACKER-ANGRIFF BELASTET TWITTER

Am deutschen Aktienmarkt rückte Zalando dank eines Umsatzsprungs und eines optimistischeren Ausblicks ins Rampenlicht. Die neuen Gesamtjahresziele lägen über den Erwartungen, kommentierte DZ Bank-Analyst Thomas Maul. "Die heutige Veröffentlichung untermauert einmal mehr, dass Zalando zu den großen Gewinnern der Covid-19-Krise zählt." Zalando-Aktien gewannen gut zwei Prozent.

An der Wall Street rutschten die Titel von Twitter nach einem Hacker-Angriff auf Konten prominenter Nutzer wie US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden oder Tesla-Chef Elon Musk zeitweise um knapp fünf Prozent ab. Dem Unternehmen zufolge brachten die Hacker zunächst die Zugänge von Angestellten des Dienstes unter ihre Kontrolle und kaperten dann die Konten der Prominenten. Dabei erbeuteten sie ersten Berechnungen zufolge Bitcoin im Wert von mehr als 100.000 Dollar. Dies trübe das Image der Kryptowährung, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise verbilligte sich um gut ein Prozent auf 9113,07 Dollar.