BERLIN (Dow Jones)--Viele Mitarbeiter in den Jobcentern lehnen laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zentrale Teile der Neuregelung des Bürgergeldes ab. Die Zeitung verweist auf eine ihr vorab vorliegende Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bochum.

Eine große Mehrheit der Mitarbeiter in den Jobcentern gab demnach in einer Umfrage an, dass die Bürgergeldbezieher seit der Reform weniger motiviert seien (59 Prozent) und auch schlechter daran mitwirkten, aus ihrer Hilfsbedürftigkeit herauszukommen (62 Prozent). Nur eine kleine Minderheit von jeweils 2 Prozent sei überzeugt, dass Motivation und Mitwirkungsbereitschaft besser geworden seien.

Vor allem dass Sanktionen nun schwieriger und langwieriger geworden sind, lehnt dem Bericht zufolge eine breite Mehrheit der Befragten ab. Ähnlich sehe es bei der erhöhten monatlichen Unterstützung aus und bei den höheren Freibeträgen für das sogenannte Schonvermögen. Laut Süddeutsche hätten offenbar viele Jobcenter-Beschäftigte gerne mehr Druckmittel in der Hand, um Arbeitslose zur Mitwirkung zu bewegen. Eine Mehrheit von 63 Prozent der Befragten sehen die Bereitschaft bei den Bürgergeldempfängern schwinden, eine Arbeit aufzunehmen.

Mehrheitliche Zustimmung finde hingegen, dass Minderjährige mehr Geld erhalten als im alten "Hartz-IV-System", ebenso die besseren Betreuungsangebote für Langzeitarbeitslose und der Verzicht darauf, selbst Kleinbeträge mit bürokratisch oft hohem Aufwand von den Hilfebedürftigen einzufordern.

Für die Untersuchung haben dem Bericht zufolge Forscher um den Sozialwissenschaftler Jürgen Schupp die Antworten von fast 1.900 Beschäftigten in sieben nordrhein-westfälischen Jobcentern auf einen detaillierten Fragebogen ausgewertet.

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April 23, 2024 11:08 ET (15:08 GMT)