Die Teuerungsrate sank im Januar überraschend auf 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer erste Schätzung mitteilte. Im Dezember betrug sie noch 1,7 Prozent, während sie im Gesamtjahr 2017 mit 1,8 Prozent so hoch ausfiel wie seit 2012 nicht mehr. Sie liegt aber weiter unter der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft erachtet wird.

"Preistreiber sind jetzt vor allem die Nahrungsmittel", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Sie kosteten 3,1 Prozent mehr als im Januar 2017. Energie verteuerte sich dagegen nur noch um 0,9 Prozent. Bei Dienstleistungen gab es einen Preisaufschlag von 1,6 Prozent, bei Wohnungsmieten von 1,7 Prozent. "Insgesamt bleibt das Preisklima mild", sagte Burkert. Dafür sorgten nicht zuletzt die Globalisierung und das Internet, "die an den Gütermärkten für hohe Konkurrenz und wenig Preiserhöhungsspielraum sorgen".

Die Bundesregierung hebt in ihrem neuen Jahreswirtschaftsbericht die Inflationsprognose für 2018 leicht an. Sie geht nunmehr von 1,7 Prozent aus, nachdem sie im Herbst noch 1,6 Prozent erwartet hatte. "Die Energiepreise prägen auch die zukünftige Preisentwicklung", heißt es in dem Bericht, der am Mittwoch veröffentlicht werden soll, Reuters aber bereits vorliegt. So dürften die Ölpreise um gut ein Fünftel steigen.

"EZB MUSS NICHT IN HEKTIK VERFALLEN"

Auf der anderen Seite verbillige die Aufwertung des Euro - der binnen drei Monaten mehr als sechs Prozent zum Dollar gewonnen hat - viele Importgüter. "Vom Ausland ist demnach kein Inflationsdruck auf Waren zu erwarten", schrieben die Experten der Bundesregierung. "Ein gewisser Preisdruck kommt aber aus dem Inland." So dürften in der Industrie und bei Dienstleistern die Löhne im neunten Jahr des Aufschwungs stärker steigen. Höhere Personalkosten dürften die Unternehmen an ihre Kunden weiterreichen.

Wegen der im gesamten Euro-Raum niedrigen Inflation will die Europäische Zentralbank ihre Nullzinspolitik in diesem Jahr fortsetzen - obwohl die Wirtschaft im vergangenen Jahr schneller gewachsen ist als die der USA. Auch die auf 2,55 Billionen Euro angelegten Anleihenkäufe sollen vorerst fortgesetzt werden, um die Konjunktur anzuheizen und für mehr Inflation zu sorgen. "Die EZB muss nicht in Hektik verfallen, denn die Inflationsraten werden nicht davon galoppieren", sagte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel.