BERLIN (Dow Jones)--Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat einen staatlichen Beteiligungsfonds von 120 Milliarden Euro gefordert, um den klimagerechten Umbau der deutschen Wirtschaft voranzutreiben. Das seien 3,5 Prozent des Bruttoninlandsprodukts.

"Dieser schuldenfinanzierte Transformationsfonds investiert mit Blick auf die ökologische Transformation in besonders betroffene Unternehmen, fördert Start-ups und unterstützt Forschung und Entwicklung", heißt es in dem Gutachten des IMK der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, das in Kooperation mit der Stiftung Arbeit und Umwelt sowie der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) entstand.

Damit sollen nicht nur die Klimaziele erreicht und Arbeitsplätze gesichert werden. Erfolgreiche Beteiligungen an Zukunftsunternehmen könnten auch Vermögenswerte für die öffentliche Hand schaffen, argumentieren die Ökonomen. Um bis 2050 klimaneutral zu werden, seien staatliche und private Investitionen von jährlich knapp 50 Milliarden Euro notwendig.

Zwar leisteten der Europäische Green Deal, der Aufbaufonds und das Klimapaket der Bundesregierung bereits spürbare Beiträge dazu. "Es steht allerdings bereits jetzt fest, dass die öffentlichen und privaten Investitionsanstrengungen merklich intensiviert werden müssen", heißt es in der Studie.

Vor allem in Branchen wie der Stahlindustrie, der Grundstoffchemie oder der Zementproduktion, die für knapp 60 Prozent der Emissionen in der Industrie stehen, seien durchgreifende Verbesserungen nur machbar, wenn bei der Produktion grundlegend auf neue Energieträger umgestellt werde. Klimafreundliche Technologien wie grüner Wasserstoff sind zwar verfügbar, aber teilweise noch nicht voll ausgereift und teuer. Hier könnte der Transformationsfonds drohende Blockaden verhindern.

Der Appell der Forscher richtet sich an die Bundesministerien für Umweltschutz, für Finanzen und für Wirtschaft, die Bundesbank und die staatliche Förderbank KfW. Der Fonds sollte nach dem IMK-Konzept als Sondervermögen des Bundes eingerichtet werden. Das Anlagevolumen von zunächst 120 Milliarden Euro könne jenseits der engen Grenzen der Schuldenbremse über Kredite finanziert werden. Denn bei den Unternehmensbeteiligungen handle es sich um finanzielle Transaktionen, die nicht der Schuldenbremse unterliegen.

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DJG/pso/smh

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January 19, 2021 04:41 ET (09:41 GMT)