Frankreich will in knapp zwei Wochen mit Lockerungen der Virus-Schutzmaßnahmen beginnen, um einen Kollaps der Wirtschaft abzuwenden.

"Wir müssen das französische Volk schützen, ohne dass Frankreich so gelähmt wird, dass es zusammenbricht", erklärte Ministerpräsident Edouard Philippe am Dienstag vor dem Parlament in Paris. Schulen und Geschäfte sollen schrittweise und unter Auflagen geöffnet werden, Cafes und Gaststätten dagegen zunächst nicht. Das Leben in Frankreich wird sich Philippe zufolge durch die Pandemie verändern. "Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben", sagte er. "Wir müssen lernen, mit Covid-19 zu leben und uns davor zu schützen."

Zuletzt hatte es in Frankreich knapp 3800 neue Fälle gegeben, bis Montagabend waren nach amtlichen Angaben knapp 23.300 Menschen an Covid-19 gestorben. Das ist die weltweit vierthöchste Zahl nach den USA, Italien und Spanien. Die Zahl der bekannten Infektionen lag bei knapp 166.000. Die Schutzmaßnahmen hätten zwar 62.000 Menschen in Frankreich in einem Monat das Leben gerettet, sagte Philippe. Blieben die Beschränkungen jedoch in Kraft, riskiere man einen Zusammenbruch der Wirtschaft.

Daher soll ab dem 11. Mai ein neuer Ansatz verfolgt werden. Dabei solle jeder, der mit einem Infizierten Kontakt hatte, getestet und im Zweifelsfall in die Quarantäne geschickt werden, sagte Philippe. Dann könnten Einzelhändler ihre Geschäfte wieder öffnen. Dabei dürften sie verlangen, dass die Kunden Atemschutzmasken tragen. Geplant sei zudem unter anderem, Kindergärten und Schulen wieder in Betrieb zu nehmen. Die weiterführenden Schulen sollten dann eine Woche später schrittweise folgen. Für diese Schüler solle dann Maskenpflicht bestehen. Die Pariser Metro werde zusätzliche Angebote bereitstellen, damit Fahrgäste genügend Abstand voneinander halten könnten.

Allerdings darf die aktuelle Fußball-Saison Philippe zufolge ebenso wenig zu Ende gespielt werden wie die Wettbewerbe in anderen Profi-Sportarten. Vor September werde es gar keine Massenveranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmer geben, sagte er. Auf die Tour de France ging der Ministerpräsident nicht gesondert ein. Sie ist vom 27. Juni auf den 29. August verschoben worden. Stellungnahmen der Organisatoren und des Internationalen Radsport-Verbandes (UCI) lagen zunächst nicht vor.