Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Firmenbilanzen locken weitere Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück.

Zusatzschub erhielten die Börsen am Donnerstag von der Aussicht auf längerfristige Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB). Dax und EuroStoxx50 legten jeweils etwa ein Prozent auf 15.320,52 beziehungsweise 4014,66 Punkte zu. Der US-Standardwerteindex Dow Jones kam dagegen kaum vom Fleck.

Die EZB bleibt bei ihrer Geldpolitik auf dem eingeschlagenen ultra-lockeren Kurs. Der Euro fiel auf 1,2012 Dollar. EZB-Chefin Christine Lagarde zufolge wurde eine Drosselung der Wertpapierkäufe bei der aktuellen Sitzung nicht diskutiert. Darauf hätten einige Investoren nach den Signalen für eine Zinserhöhung der Bank of Canada offenbar spekuliert, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Aber selbst wenn es Thema gewesen wäre, sei klar, dass die EZB-Geldpolitik noch sehr, sehr lange expansiv bleibe.

ETHEREUM AUF REKORDHOCH - RUBEL UND HRYWNJA IM AUFWIND

Der Kurs von Ethereum stieg dagegen um bis zu 8,7 Prozent auf ein Rekordhoch von 2613,20 Dollar. Die nach Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise erhalte vom unlängst gestarteten Ethereum-ETF Auftrieb, sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. "Ein börsengehandelter Fonds gilt als großer Schritt in Richtung Mainstream-Akzeptanz."

Gefragt waren auch die Währungen Russlands und der Ukraine. Im Gegenzug verbilligte sich der Dollar um 1,4 Prozent auf 75,41 Rubel beziehungsweise um 0,6 Prozent auf 27,899 Hrywnja. Der Moskauer Aktienindex Moex kletterte zeitweise sogar auf ein Rekordhoch von 3607,75 Punkten. Medienberichten zufolge zieht Russland seine Truppen von der Grenze zur Ukraine ab.

SAP UND AT&T STEIGEN - CREDIT SUISSE AUF TALFAHRT

Im Dax gehörte SAP mit einem Kursplus von 3,4 Prozent zu den Favoriten. Die endgültigen Zahlen zeigten eine soliden Jahresstart des Software-Hauses, kommentierte Analyst Knut Woller von Baader Helvea Bank. Die Umsätze aus dem Lizenz- und Cloud-Geschäft seien stärker gestiegen als gedacht.

An der Wall Street verbuchten die Titel der SAP-Tochter Qualtrics mit einem Plus von zeitweise gut 22 Prozent den größten Kurssprung seit dem Börsengang im Januar. Der Software-Anbieter steigerte den Quartalsumsatz um überraschend starke 36 Prozent auf 238,6 Millionen Dollar. Die Analysten der Investmentbank Piper Sandler trauen der Firma 2025 Gesamtjahreserlöse von bis zu 4,5 Milliarden Dollar zu.

Gefragt waren auch die Papiere von AT&T, die sich um knapp fünf Prozent verteuerten. Der Mobilfunker gewann im abgelaufenen Quartal fast 600.000 Kunden hinzu, etwa doppelt so viel wie erwartet. Umsatz und Gewinn übertrafen die Analystenprognosen ebenfalls.

Die Titel von Credit Suisse fielen dagegen in Zürich um rund zwei Prozent. Wegen Verlusten im Zusammenhang mit dem Kollaps des Hedgefonds Archegos nimmt das Geldhaus umgerechnet 1,6 Milliarden Euro frisches Kapital auf. Außerdem knöpft sich die Schweizer Finanzmarktaufsicht das Institut vor. Credit Suisse habe sich zuletzt mehrfach verspekuliert, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Es ist Zeit, noch einmal die Schulbank zu drücken."