Hinzu kamen am Dienstag ermutigende Signale im Handelsstreit zwischen den USA und China. Auf die Stimmung drückte jedoch im Handelsverlauf der überraschende Rückgang der Kauflaune in den USA. Der Dax ging mit 13.061,62 Punkten kaum verändert aus dem Handel, der EuroStoxx50 zog 0,1 Prozent auf 3333,96 Punkte an.

Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus sagte, die negative Tendenz an der Wall Street habe viele Anleger zu Gewinnmitnahmen bewegt. Zu Handelsbeginn hatte die Konjunktur den Börsen noch Rückenwind gegeben. Die deutsche Wirtschaft ist in der Corona-Krise im zweiten Quartal nicht ganz so stark eingebrochen wie bislang angenommen. Zudem bessert sich die Stimmung in den Chefetagen der Firmen weiter, der Ifo-Index kletterte im August den vierten Monat in Folge. Die positive Trendwende scheine sich zu festigen, sagte Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Erfreulich sei vor allem, dass die Unternehmen ihre derzeitige Lage nicht mehr so düster einschätzten. "Dies sollte den für das dritte Quartal zu erwartenden deutlichen Wiederanstieg der Wirtschaftsleistung unterfüttern."

Der Dollar gab zu einem Währungskorb nach, der Euro legte etwas zu auf 1,1813 Dollar. Dabei spielte auch die Hoffnung auf die Zulassung eines Corona-Impfstoffs eine Rolle. Das Mittel des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca und der Universität Oxford könnte noch in diesem Jahr zur Zulassung eingereicht werden, sagte der Wissenschaftler Andrew Pollard von der Universität Oxford der BBC. Bereits am Montag seien die Kurse in der Hoffnung auf einen Impfstoff vor der US-Wahl gestiegen, sagte Michael Hewson, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Die Realität ist aber, dass jeder mit nur einem Funken gesunden Menschenverstand weiß, dass es so vermutlich nicht kommen wird."

WIRBELSTÜRME VERTEUERN ÖL

Der Ölpreis stieg. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 1,7 Prozent auf 45,91 Dollar je Barrel, leichtes US-Öl kostete mit 43,15 Dollar 1,4 Prozent mehr. An der US-Golfküste wurden einige Förderanlagen gestoppt, weil der Wirbelsturm "Laura" Kurs auf die USA nimmt. "Die Stürme könnten das Angebot in dieser Woche dämpfen und damit die Preise stützen", sagte Bjonar Tonhaugen, Ölexperte bei Rystad Energy. "Der Markt wird sich aber schon bald wieder auf den größten aller Wirbelstürme konzentrieren: das Coronavirus."

Von einer allmählichen Erholung der Nachfrage berichtete unterdessen SAS-Chef Rickard Gustafson. Die Airline sicherte außerdem zu, bis November einen Rekapitalisierungsplan abschließen zu wollen. Aktien der skandinavischen Fluggesellschaft stiegen gut zehn Prozent. Auch andere während der Corona-Beschränkungen stark unter die Räder gekommene Reisewerte legten zu. Anteilsscheine der British Airways-Mutter IAG notierten 2,3 Prozent fester, Easyjet-Papiere zogen 1,6 Prozent an.

Gefragt waren auch Aktien von Aveva. Die Papiere des britischen Technologiekonzerns stiegen 7,3 Prozent, nachdem das Unternehmen die Übernahme der Softwarefirma Osisoft für fünf Milliarden Dollar angekündigt hatte. Aktien des Chip-Zulieferers Siltronic gehörten mit einem Kursplus von drei Prozent zu den größten Gewinnern im MDax. Die Experten der Credit Suisse setzten ihre Einschätzung auf "Outperform" von "Neutral".