Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Deutschland fällt im internationalen Standortwettbewerb laut einer Studie der Familienunternehmen immer weiter zurück. Im aktuellen Standortvergleich von 21 Industrienationen sei Deutschland im Vergleich zu 2018 um drei Plätze auf Rang 17 abgerutscht und markiere damit die schlechteste Position in der Geschichte des "Länderindex Familienunternehmen", teilte die Stiftung Familienunternehmen mit. Auf den Spitzenplätzen liegen demnach die USA, Großbritannien und die Niederlande.

Deutlich abgeschlagen sei Deutschland beim Standortfaktor Steuern. Es mache sich die "Passivität der deutschen Steuerpolitik bemerkbar", heißt es in der Studie, die im Auftrag der Stiftung vom ZEW Mannheim erstellt wurde. Eine große Stärke des deutschen Standorts seien die finanzielle Stabilität von Staat und Privatwirtschaft und damit verbundene günstige Finanzierungsbedingungen. Der Länderindex sei 2006 das erste Mal erhoben worden. Seitdem sei Deutschland um fünf Plätze zurückgefallen - schlechter habe sich kein anderer untersuchter Standort entwickelt.

"Die Ergebnisse müssen aufrütteln", mahnte der Vorstand der Stiftung, Rainer Kirchdörfer. In den vergangenen Jahren habe man sich sehr stark auf die Verteilung des Wohlstands konzentriert. "Jetzt kommt es dringend darauf an, Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen." Der Länderindex zeige die Prioritäten klar auf: "Wir müssen im Steuerwettbewerb wieder Anschluss gewinnen, Energiekosten reduzieren und in die unzureichende Infrastruktur investieren", forderte Kirchdörfer.

Der Index untersucht den Angaben zufolge mittels messbarer Daten die wichtigsten Standortfaktoren für Familienunternehmen. In den Blick genommen werden dafür die Themenfelder Steuern, Arbeitskosten, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur und Energie. Im Bereich Steuern erziele Deutschland die schlechtesten Werte und liege mit Rang 20 auf dem vorletzten Platz in der Rangfolge der Industrieländer. Nur Japan schneide noch schlechter ab. Das liege maßgeblich an den hohen Unternehmenssteuern in Deutschland.

In der Kategorie "Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital" weist Deutschland auf Rang 18 laut der Studie "deutliche Standortschwächen" auf. Deutschland liege in der Kategorie für Regulierung mit Platz 12 im Mittelfeld und habe sich in der für Energie leicht verbessert, liege aber mit Platz 14 unter dem Durchschnitt. Hierfür seien vor allem die hohen Strompreise verantwortlich. In der Kategorie "Infrastruktur und Institutionen" schneide Deutschland mit Rang 8 leicht überdurchschnittlich ab. In der Kategorie Finanzierung liegt Deutschland laut den Angaben klar auf Platz 1. Positiv fällt demnach ins Gewicht, dass sowohl die öffentliche als auch die private Verschuldung gering sind.

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January 10, 2021 20:00 ET (01:00 GMT)