Berlin (Reuters) - Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist nicht mehr ganz so pessimistisch für die Konjunktur in diesem Jahr.

Auf Basis einer Umfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen geht der Verband nun von einer Stagnation aus. Im Februar wurde für 2024 noch ein Minus von 0,5 Prozent vorausgesagt. Aber auch so läuft die deutsche Wirtschaft noch Gefahr, erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu schrumpfen. 2023 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gefallen. Nun erwartet der Verband aber vor allem beim privaten Konsum eine spürbare Verbesserung und wieder Zuwächse von einem Prozent, weil die Inflation merklich zurückgehen dürfte auf nur noch 2,3 Prozent.

"Die aktuelle Lage der Unternehmen ist mau, in der Industrie sogar schlecht", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Donnerstag in Berlin. Ein Aufschwung sei nicht in Sicht. Er verwies auf strukturelle Herausforderungen. Als größtes Geschäftsrisiko machen die befragten Unternehmen derzeit die schwache Inlandsnachfrage aus. Es folgen die hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie der Fachkräftemangel. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden häufig als Risiko genannt.

Der DIHK-Stimmungsindex zeigt derzeit einen unterdurchschnittlichen Wert von 97,2 an. "Das ist etwas besser als zu Jahresanfang. Es gibt aber weiterhin mehr Pessimisten als Optimisten", erklärte Wansleben. 28 Prozent der Betriebe meldeten im Frühjahr eine gute Lage, 23 Prozent eine schlechte. In der Industrie habe sich die Situation gegenüber dem Jahresanfang noch verschlechtert. "Die Erosion der Industrie setzt sich fort." Insgesamt hellen sich die Geschäftserwartungen aber auf. Negative Erwartungen haben nur noch 26 statt zuvor 35 Prozent der Unternehmen. Gedämpft bleiben in der Industrie die Exporterwartungen: 26 Prozent rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Ausfuhren, 21 Prozent mit steigenden. Insgesamt prognostiziert die DIHK auch beim Export eine Stagnation. 2023 waren die Ausfuhren um 2,2 Prozent gesunken.

Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt schwach. 24 Prozent der Firmen gaben an, mit höheren Investitionen zu rechnen, 31 Prozent aber mit sinkenden Werten. 13 Prozent wollen mehr Personal einstellen, während 20 Prozent von weniger Beschäftigten ausgehen.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)