Von Andreas Kißler

DAVOS/BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geht angesichts der jüngsten Entwicklung davon aus, dass der Schutzschirm gegen hohe Energiepreise nicht im vollen Umfang von 200 Milliarden Euro ausgeschöpft wird. "Meine Erwartung ist, wir werden nicht den ganzen Schutzschirm von 200 Milliarden Euro brauchen", sagte Lindner in einer auf Englisch geführten Diskussionsrunde beim Weltwirtschaftsforum in Davos. "Das sind gute Nachrichten." Das Energiepreisnivau sei niedriger als erwartet, und es gebe weniger schwere Fälle, sagte er zur Begründung.

Lindner zeigte sich zuversichtlich, dass die Inflationsrate in Deutschland dieses Jahr geringer ausfallen werde als die im Herbst von der Regierung offiziell vorhergesagten 7,0 Prozent. "Ich erwarte einen Rückgang der Inflationsrate." Der Ausblick für nächstes und übernächstes Jahr bleibe zwar "auf einem höheren Niveau, als wir es in der Vergangenheit gewohnt waren", aber es gebe bereits einen Rückgang. Ein Hauptgrund für die hohe Inflation sei der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Ausdrücklich begrüßte Lindner den jüngsten geldpolitischen Kurswechsel. Dies sei "eine Reise, die gerade erst begonnen hat". Der Bundesfinanzminister machte sich zudem für eine Rückkehr zu gesunden öffentlichen Finanzen stark. Man könne sich nicht erlauben, diese Summe an Hilfen weiter auszugeben. "Nun müssen wir bereits über einen Ausstieg nachdenken", forderte Lindner. "Sogar Deutschland hat seine budgetären Grenzen." Auch dürfe man die Inflation nicht weiter anheizen.

Zudem verwies Lindner auf jüngste Maßnahmen, um die "lächerlich" hohe Abhängigkeit von russischer Energie zu überwinden, wie den Bau von zwei LNG-Terminals innerhalb weniger Monate. "Diese sehr spezielle Situation bedeutet eine Gelegenheit, unsere Wettbewerbsfähigkeit durch angebotsseitige Maßnahmen zu stärken", betonte der FDP-Vorsitzende.

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January 17, 2023 10:02 ET (15:02 GMT)