LONDON (dpa-AFX) - Der Vize-Chef der Bank of England, Jon Cunliffe, fordert im Interview mit dem "Handelsblatt" (Montagausgabe), die Einhaltung von Standards bei digitalen Währungen sicherzustellen. Sollte es nicht möglich sein, die in Kryptowährungen angelegten Vermögen in Krisen genauso zu schützen, wie das bei von Geschäftsbanken ausgegebenem Giralgeld der Fall ist, so müsse man die digitalen Zahlungsmittel gegebenenfalls verbieten, sagte Cunliffe dem Blatt.

Das Aufkommen neuer Zahlungsmethoden wie Libra und anderer Kryptowährungen hat die Zentralbanken aus Sicht des britischen Währungshüters dazu gezwungen, neu über die Funktion des Geldes in der Gesellschaft nachzudenken. Derzeit werde auf Ebene der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) auch über die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes diskutiert, man sei jedoch noch nicht zu einer Entscheidung gekommen.

Die Kurse bekannter Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum waren im Zuge der Corona-Krise stark eingebrochen. Laut Handelsblatt machen Branchenkenner den Einstieg institutioneller Investoren für diese Volatilität verantwortlich: Aufgrund mangelnder Erfahrung würden professionelle Anleger schneller zum Verkauf neigen. Die Kursentwicklung ähnelte laut einer Analyse des Branchenportals BTC-Echo zuletzt der von traditionellen Anlagen wie Aktien und Öl. Bis vor Kurzem wurden die Digitalwährungen von einigen Krypto-Fans noch als sogenannter "sicherer Hafen" gepriesen.

Trotz der Kursturbulenzen, die mit den Aktienmärkten auch die digitalen Kryptobörsen erreicht haben, übt sich die Szene in Optimismus. Aufgrund eines im Code hinterlegten Limits von insgesamt 21 Millionen Bitcoin erfolgt im Mai eine Reduzierung ("Halving") der neu geschaffenen Einheiten der digitalen Leitwährung. Dies könnte über ein geringeres Angebot zu einer Stabilisierung der Kurse führen./ssc/bgf/mis